Essen/Dortmund. . Ärzte warnen vor den Folgen exzessiver Smartphone-Nutzung. Jugendliche, die sich permanent mittels ihres Handys im Internet bewegten, verlernten, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Die Like-Funktion mache junge Nutzer süchtig. Einer Studie zufolge sind vier Prozent der 14- bis 16-Jährigen internetabhänigig.

Mediziner schlagen Alarm: Die exzessive Beschäftigung mit dem Smartphone vor allem bei Jugendlichen wird zu ei­nem ernsten Problem. „Wir verlernen es, uns auf eine Sache zu konzentrieren. Wir müssen immer auch woanders sein und am besten überall gleichzeitig. Das wird Folgen haben“, mahnte der Bochumer Mediziner Bert te Wild gegenüber dieser Zeitung. Sein Dortmunder Kollege Stefan Kimm warnte vor der Gefahr, dass das Smartphone eine dominierende Rolle im Leben junger Menschen einnimmt: „Das Smartphone ist längst das erweiterte Körperteil geworden.“ Niemand sei mehr auf die Anerkennung von Gleichaltrigen angewiesen als Jugendliche. Kimm: „Je mehr Likes, desto besser.“

Die Zahl der Smartphones, die mobiles Telefonieren, Fotografieren, Filmen sowie Surfen im Internet ermöglichen, ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Gab es 2009 noch gut sechs Millionen Geräte in Deutschland, so stieg deren Zahl seitdem auf aktuell mehr als 40 Millionen.

Laut einer Studie sind hierzulande bereits vier Prozent aller 14- bis 16-Jährigen als internetsüchtig einzustufen. Zehn Prozent gelten als gefährdet. Das Smartphone, das das Internet mit den beliebten sozialen Netzwerken wie Facebook oder Kurznachrichtendiensten wie WhatsApp praktisch überall verfügbar macht, verstärkt diese Entwicklung erheblich.

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CDU), warnte bereits vor wachsenden Risiken für Jugendliche: „Es besteht die Gefahr, dass sie sich übermäßig lange und zu oft im Netz aufhalten.“

Die Universität Bonn hat mittels einer App das Nutzerverhalten von Smartphone-Besitzern untersucht. Die Auswertung von 500 Profilen zeigt, dass die Mehrheit das Smartphone länger als zwei Stunden pro Tag nutzt. Und: Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene sind betroffen. Die Gruppe der 18- bis 23-Jährigen setzt ihr Smartphone durchschnittlich alle siebeneinhalb Minuten in Gang. „Vorwiegend um soziale Netzwerke zu nutzen oder um zu spielen“, so Alexander Markowetz vom Institut für Informatik der Uni Bonn.

Die Studie belegt auch das neue Kommunikationsverhalten vieler Jugendlicher. Telefonieren ist demnach out. An der Spitze der genutzten Dienste steht WhatsApp vor Facebook und Spielen. Erst weit dahinter folgen Telefonate oder Kurzmeldungen per SMS.