Kabul. .

Die Neuauszählung der ­Stimmen bei der Präsidentenwahl in Afghanistan verzögert sich. Scharifa Sormati, Mitglied der Wahlkommission, erklärte am Montag in Kabul, die Überprüfung der rund acht ­Millionen Stimmen solle noch an diesem Dienstag beginnen. Andere Mitarbeiter der Kommission gehen von einem Start am Mittwoch aus.

Die Kandidaten Abdullah Abdullah und Aschraf Ghani hatten sich zuvor unter Vermittlung von US-Außenminister John Kerry auf eine Neuaus­zählung aller Stimmen der Stichwahl geeinigt. „Jeder einzelne Stimmzettel, der abgegeben wurde, wird überprüft werden, 100 Prozent, alle acht Millionen“, hatte Kerry zuvor erklärt und angekündigt, damit binnen 24 Stunden zu beginnen.

Der Kompromiss hat ein Scheitern der ersten demokratischen Machtübergabe in Afghanistan zunächst abgewendet. Abdullah-Sprecher Ali Amiri warf den Mitarbeitern der Wahlkommission am Montag allerdings vor, „Zeit zu schinden“. Amiri sagte: „Sie haben Angst vor der Überprüfung. Sie suchen ­vermutlich nach einer Möglichkeit für weiteren Betrug, wenn sie die Überprüfung verschieben.“

Nach dem vorläufigen Ergebnis lag der frühere Finanzminister ­Ghani bei der Stichwahl am 14. Juni deutlich vorne. Ex-Außenminister Abdullah – er hatte in der ersten Wahlrunde das mit Abstand stärkste Ergebnis erzielt – hatte das auf „Wahlbetrug in industriellem Ausmaß“ zurückgeführt. Er wirft der Wahlkommission, der Regierung Karsai und dem Ghani-Lager Manipulationen vor.