Berlin. .

Bisher ließ sich Jean-Claude Juncker nicht aus der Ruhe bringen. Und es sieht so aus, dass sich seine Nervenstärke auszahlen wird und dass der Luxemburger Präsident der EU-Kommission wird. Dazu passt, dass die SPD gestern ihren Anspruch auf einen deutschen Kommissarposten aufgegeben hat. Sie strebt für Martin Schulz keinen Top-Job mehr im Brüsseler Gremium an, sondern seine Wiederwahl als EU-Parlamentspräsident. Nun bleibt die Frage, wie man den britischen Premier David Cameron einfangen will, der Juncker ablehnt.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will ihm inhaltlich entgegen kommen, beim Bürokratieabbau und bei der Verteilung der Kompetenzen, in Reformfragen. Für Deutschland sei es auch wichtig, dass sich die EU auf weitere Strukturreformen, etwa auf dem Arbeitsmarkt, verständige, sagte sie. Nicht unwichtig ist derweil ein personelles Zugeständnis, das sie am Donnerstag andeutete. Es sei nicht zwingend, dass der nächste EU-Ratspräsident aus einem Land käme, dass zum Euro-Raum gehöre: „Eine solche Regel steht nirgends.“

Der Plan ist, zu Juncker, einem großen Verfechter des Euro, ein Gegengewicht zu schaffen. Das könnte der Ratspräsident werden, bisher der Belgier Herman van Rompuy, künftig jemand bewusst aus einem Land, das nicht zum Euro-Raum zählt. Wie Dänemark, dessen Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt erst am Donnerstag Merkel besucht hat. „Ich verstehe voll und ganz, dass die Eurozone ihre Zusammenarbeit verstärken musste. Aber in den nächsten Jahren müssen wir dafür sorgen, dass die EU nicht auseinanderdriftet“, sagte sie.

Die Dänin hat im Gezerre um die Spitzenjobs überdies den Vorteil, dass sie eine Sozialdemokratin ist, so dass der parteipolitische Proporz wiederum gesichert wäre – Juncker wird von den bürgerlichen Parteien getragen.