Hagen. .

Etwa 80 Prozent der Immobilienkredite in Deutschland, die seit dem November 2002 abgeschlossen wurden, sind fehlerhaft. Das fanden die Verbraucherzentralen von Hamburg, Bremen und Sachsen heraus, die fast 10 000 Kreditverträge überprüft haben. Kunden können nach Berechnungen der Zeitschrift „Finanztest“ Tausende bis Zehntausende Euro sparen, wenn sie vom Widerrufsrecht Gebrauch machen und ihre Kredite auf das aktuell günstige Zinsniveau von rund zwei Prozent umstellen.

Ende 2002 führte der Bund das Widerrufsrecht bei Immobilienkrediten ein. Doch viele Banken und Sparkassen wählten Widerrufsbelehrungen, die von mehreren Gerichten, darunter dem Bundesgerichtshof, für unwirksam erklärt wurden. Kunden können deshalb schon vor Ablauf der zehnjährigen Kreditlaufzeit aus ihrem Vertrag aussteigen und bessere Konditionen mit der Bank verhandeln.

Auf die Geldinstitute kommen deshalb erhebliche Belastungen zu: „Wenn alle falsch belehrten Kreditnehmer ihre Verträge widerrufen, entgehen Banken und Sparkassen hunderte Milliarden Euro“, so die Experten von „Finanztest“. Laut Bundesbank vergaben die Institute von Januar 2003 bis April 2014 private Wohnbaukredite im Wert von knapp über zwei Billionen Euro.

Mehr als die Hälfte der von den Verbraucherzentralen ermittelten Fehler sind nach ihren Angaben inzwischen gerichtlich anerkannt. Sie nahmen zum Beispiel 90 Verträge der Commerzbank/Dresdner Bank unter die Lupe. 63 davon seien fehlerhaft. Mit diesen Zahlen von dieser Zeitung konfrontiert, reagierte die Commerzbank knapp: „Die von der Bank verwandten Widerrufsbelehrungen wurden nach Maßgabe der einschlägigen gesetzlichen Vorgaben erstellt.“ Zwölf fehlerhafte Verträge gab es bei der Sparda Bank West.

Verbraucherschützer raten Kreditnehmern, Widerrufsbelehrungen auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen und günstigere Zinsen auszuhandeln.