Berlin. Der Politiker Guido Westerwelle ist an Leukämie erkrankt. Der ehemalige Bundesaußenminister wollte sich das Knie operieren lassen. Bei den Voruntersuchungen fielen schlechte Blutwerte auf. Die Diagnose: Blutkrebs. Die Bestürzung ist groß. Über alle Parteigrenzen hinweg.

Der langjährige FDP-Vorsitzende und frühere Bundesaußenminister Guido Westerwelle ist an Blutkrebs erkrankt. Der 52-Jährige leide an akuter Leukämie, teilte seine Stiftung, die Westerwelle Foundation, am Freitag mit. Nach Informationen des "Kölner Express" wird Westerwelle inzwischen stationär in der Kölner Universitätsklinik behandelt.

Die Erkrankung sei vor einer geplanten Knie-Operation entdeckt worden, berichtete Werner Hümmrich, Chef der Bonner FDP, der Zeitung. Westerwelle habe Beschwerden gehabt, nachdem er sich auf Mallorca beim Joggen vertreten habe. Bei der Voruntersuchung zu dem Eingriff sei aufgefallen, dass sein Blutbild nicht in Ordnung gewesen sei. Gewissheit habe es dann am Donnerstag gegeben.

Kanzlerin sagt, "meine Gedanken sind bei ihm"

Die Nachricht löste über die Parteigrenzen hinweg Bestürzung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte dem FDP-Politiker, der von 2009 bis 2011 ihr Stellvertreter war, gute Genesung: "Ich kenne Guido Westerwelle seit langen Jahren als einen großen Kämpfer. Meine Gedanken sind bei ihm."

Westerwelle wird nach Angaben seiner Stiftung medizinisch behandelt, um wieder ganz gesund zu werden. "Wir bitten, auch im Namen von Guido Westerwelle und seiner Familie, von Nachfragen abzusehen", hieß es in einer Erklärung. Der frühere FDP-Chef lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit dem Geschäftsmann Michael Mronz zusammen.

Westerwelle ist "bereit, den Kampf aufzunehmen"

Westerwelle sei natürlich erschrocken. "Aber auch bereit, den Kampf aufzunehmen und zuversichtlich, den Krebs zu besiegen", sagte Westerwelles langjähriger Freund Hümmrich dem "Kölner Express" (Samstag). "Er ist in guter körperlicher Verfassung und hat viele Freunde - mich eingeschlossen -, die ihm durch diese schwierige Zeit helfen und ihm die nötige Kraft geben."

FDP-Chef Christian Lindner reagierte bestürzt auf die Nachricht: "Wir sind in Gedanken bei Guido Westerwelle. Von Herzen wünschen wir ihm, dass er seine Erkrankung bald und vollständig überwindet."

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Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich ebenfalls bestürzt über die Krebs-Erkrankung seines Vorgängers Guido Westerwelle. "Ich habe die Nachricht mit großer Bestürzung aufgenommen", sagte Steinmeier am Freitag bei einem Besuch in der Türkei. "Ich wünsche ihm, auch im Namen aller Mitarbeiter des Auswärtigen Amts von Herzen viel Kraft für den Kampf gegen die Krankheit und baldige vollständige Genesung."

Westerwelle zog sich aus Tagespolitik zurück

Seit der Bundestagswahl Ende September, als die FDP erstmals in ihrer Geschichte den Einzug ins Parlament verpasst hatte, kümmerte sich Westerwelle vor allem um den Aufbau seiner Stiftung in Berlin.

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Die Westerwelle Foundation, die er zusammen mit dem Internet-Unternehmer Ralph Dommermuth gegründet hat, will sich um die internationale Verständigung und den Wandel in den nordafrikanischen Staaten bemühen.

Zuletzt reiste Westerwelle auch zu Vorträgen in die USA, nahm aber auch weiter an Parteitagen der FDP teil. Aus der aktiven Politik hielt er sich aber heraus. Westerwelle war zehn Jahre lang FDP-Vorsitzender, bis er 2011 von Philipp Rösler abgelöst wurde. Nach dem sensationellen Wahlerfolg von 2009 mit 14,6 Prozent hatte Westerwelle in der schwarz-gelben Bundesregierung den Posten des Außenministers und Vizekanzlers übernommen.

Viele Kinder erkranken an Leukämie

Leukämie (Blutkrebs) ist eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die im Körper für die Infektabwehr zuständig sind. Sie entsteht im Knochenmark. Bei einer Leukämie kommt es dort zu einer explosionsartigen Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Das ruft unter anderem einen Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) hervor, die für den Sauerstofftransport im Blut sorgen.

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Erste Anzeichen einer Leukämie sind eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte, Abgeschlagenheit und eine Neigung zu Blutergüssen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) rund 11.000 Menschen neu an Blutkrebs, darunter viele Kinder und Jugendliche.

Ohne medizinische Behandlung führt eine Leukämie zum Tod. Helfen kann eine Chemo- oder Strahlentherapie. Schlägt sie nicht an, ist die Übertragung von gesunden Stammzellen die letzte Chance, das Leben eines Patienten zu retten. (dpa)