Gelsenkirchen.

Die Autofahrer in Nordrhein-Westfalen werden weiter auf die Geduldsprobe gestellt: Staus und Tempolimits nehmen zu. Denn die seit dem Wochenende geltenden massiven Verkehrsbeschränkungen auf der maroden Leverkusener Autobahnbrücke der A1 sind erst ein Anfang. Weitere Rhein- und alle Großbrücken auf der A 45 sind Sanierungsfälle. Sie müssen ersetzt werden.

Weil die Zeit für Reparaturen drängt und Totalsperrungen drohen, will Landesverkehrsminister Michael Groschek die Fristen für Klagen von Bürgern gegen Brückenersatzbauten verkürzen: „Das hat mit weniger Demokratie nichts zu tun.“ Der SPD-Politiker verlangt überdies eine härtere Gangart gegen Lkw-Fahrer, die Fahrverbote auf den angeschlagenen Bauwerken missachten.

Statt 75 Euro Bußgeld sollten Verstöße mit 750 Euro plus Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg geahndet werden, forderte Groschek auf der Verkehrskonferenz der NRW-Handelskammern in Gelsenkirchen. Er werde Gespräche mit der Bundesregierung führen. Es sei unverantwortlich, dass Lkw-Fahrer lieber 75 Euro Bußgeld zahlten statt Umwege zu fahren. „Ginge es nach mir, würde ich sie vorläufig festnehmen lassen“, sagte er.

Groschek hält im NRW-Straßennetz künftig weitere „Teilsperrungen“ für Lkw für möglich – und auch Temporeduzierungen für den gesamten Verkehr. Nach Informationen dieser Zeitung führen Schäden an Brücken und Straßen im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein dazu, dass bereits Tempolimits auf 500 von 1300 Kilometern Autobahn angeordnet sind. Oft gilt Tempo 60.

Der Präsident der NRW-Handelskammern, der Olsberger Unternehmer Ralf Kersting, warnte wegen der maroden Verkehrswege vor einer „schleichenden De-Industrialisierung“ in NRW. „Die Unternehmen werden gehen“, sagte er in Gelsenkirchen. Ganze Branchen zum Beispiel aus dem ertragstärksten Landesteil, Südwestfalen, könnten abwandern, wenn die Produkte nicht mehr zum Kunden gelangten. „Es darf nicht noch mehr aufsehenerregende Vorfälle wie die Sperrung der Leverkusener ­A1-Brücke geben.“