Düsseldorf. . Die marode Rheinbrücke der A1 bei Leverkusen bleibt für mindestens drei Monate für Lastwagen ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gesperrt. NRW-Verkehrsminister Groschek sagte am Montag, es gebe Hinweise auf neue, ernstzunehmende Schäden an der Brücke. Die Schweißnähte könnten platzen - wie ein Reißverschluss.

Die A1-Rheinquerung bei Leverkusen ist die am besten überwachte Autobahnbrücke Nordrhein-Westfalens. Normalerweise werden solche Bauwerke nur alle sechs Jahre einer Routinekontrolle unterzogen. Die knapp 50 Jahre alte Stahlseilkonstruktion wird inzwischen täglich untersucht. Die jüngste Inspektion brachte einen alarmierenden Befund: Acht Kilometer Schweißnähte müssen nachgearbeitet werden, die Standsicherheit des Bauwerks kann sonst nicht mehr garantiert werden.

Für sämtliche Lkw mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen heißt es deshalb: Fahrverbot. Für mindestens drei Monate, wahrscheinlich noch länger. Ein solch drastische Maßnahme hatte schon Anfang 2013 zu einem mittleren Verkehrschaos geführt. Doch Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) sieht keine andere Möglichkeit, als Gewicht von der Brücke zu nehmen. Ein Lkw belaste die Rheinquerung so stark wie rund 60.000 Pkw. Speditionen sollen ihre Fahrer auf Umwege über die Fleher und Rodenkirchener Autobahnbrücken schicken.

Erhöhung der Bußgelder

Da sich beim letzten Mal viele Spediteure nicht an das Fahrverbot gehalten haben und stattdessen lieber ein mögliches 70-Euro-Bußgelds in Kauf nahmen, setzt Groschek nun auf konsequentere Verkehrsüberwachung. Es würden eine Erhöhung der Bußgelder und der Einsatz von Anlagen zur Gewichtserfassung geprüft. „Wer das Fahrverbot missachtet, riskiert die komplette Sperrung der Brücke“, warnte Groschek. Autofahrer müssen sich einstweilen nur auf eine geänderte Fahrbahnführung einstellen, da der Mittelstreifen für Arbeiten an den Seilkammern der Brücke gesperrt wird.

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Die A1-Rheinquerung soll 2020 durch einen Neubau in nördlicher Nachbarschaft ersetzt werden. Bis dahin gilt es, die Komplettsperrung des maroden Altbaus mit Tempolimits und Gewichtsbeschränkungen zu verhindern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sicherte Groschek in einem Telefonat Unterstützung zu. „Am Geld wird diese akute Reparaturmaßnahme nicht scheitern“, sagte Groschek.

Umkämpfter dürfte die grundsätzliche Ertüchtigung vieler Brücken werden. Allein in NRW wird der Erneuerungsbedarf auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Als Sorgenfall gilt die A40-Brücke in Duisburg-Neuenkamp, die baugleich ist mit der A1-Querung in Leverkusen. Das Ausmaß der Schäden ist hier zwar bei weitem noch nicht so groß, aber das Bauwerk steht unter besonderer Beobachtung. Das Grundproblem: Bei Planung und Bau der Stahlseilkonstruktionen vor 50 Jahren gab es noch keine 44 Tonnen-LKW, keine „Just-in-Time“-Lieferungen und keinen offenen Ost-West-Transitverkehr.

Da Notinstandsetzungen mit Sperrungen, Staus und folgenreichem Ausweichverkehr einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen, wollen Bund und Land am 17. Juni bei einem Treffen den Ernst der Lage diskutieren.