Düsseldorf/Dortmund. . Die SPD gewinnt Düsseldorf und hält Dortmund, ihre „Herzkammer der Sozialdemokratie“. Und doch fühlt sich so mancher Sieg an wie eine Niederlage. Zugleich legt die CDU in ländlichen Bereichen zu. In Mönchengladbach könnte es nach dem Sieg des CDU-Kandidaten eine schwarz-grüne Koalition geben.

Gern hat Dirk Elbers die Nachbarstädte mit Grenzschildern provoziert wie „Sie ver­lassen jetzt den schuldenfreien ­Sektor“ und mit der Äußerung, er wolle im Ruhrgebiet nicht mal „tot überm Zaun hängen“. Das ist im ­Revier nicht angekommen – und bei seinen eigenen Düsseldorfern erst recht nicht.

Am Sonntag ist der CDU-OB Elbers krachend abgewählt worden. Sensationell hat Thomas Geisel, SPD, gesiegt. Er ist der erste SPD-Mann im Düsseldorfer Rathaus- ­Sessel seit 15 Jahren.

Geisel will am Düsseldorfer Image arbeiten

Wer ist Thomas Geisel? Offenbar ein Kommunalpolitiker, der nicht nur die Sozialen Medien weit besser als Elbers für sich nutzen konnte. Geisel will das Image seiner Stadt drehen. Nicht „Schickimicki“ dürfe es sein, sondern „vielfältig, urban, einfach toll“.

Anders als Elbers will er auch, dass Düsseldorf wieder Schulden macht. Er spricht von „rentierlichen Schulden“. So nennt er Kredite, die zum Beispiel für die Bildung aufgenommen werden.

Es ist genau die Politik, die Nordrhein-Westfalens Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) vertritt, die den Kandidaten im Wahlkampf durch zig Auftritte vor der Haustür der Staatskanzlei unterstützt hat.

Persönlichkeiten haben Wahlen entschieden

Erlebt Nordrhein-Westfalen gerade wieder den Trend hin zu roten Rathäusern?

Das ist den Persönlichkeitswahlen an diesem Sonntag nicht zu ent­nehmen. Denn die Nachbarstadt von Düsseldorf, Mönchengladbach, ist Schauplatz der nächsten Sen­sations-Wahl. Norbert Bude (SPD), langjähriger Städtetags-Präsident in NRW, scheiterte an 543 Stimmen, die sein Herausforderer Hans-Wilhelm Reiners (CDU) mehr erhielt. Jetzt wird es am linken Niederrhein wohl zu einer schwarz-grünen Rathauskoalition kommen. Und wenig weiter nördlich, in Moers, beendete der Christdemokrat Christoph Fleischhauer die langjährige SPD-Dominanz im Rathaus.

Sierau hielt die "rote Festung" in Westfalen

Auch Dortmund taugt nicht zum Beweis eines Trends zugunsten der SPD. Zwar hielt Amtsinhaber Ullrich Sierau die „rote“ Festung in Westfalen, in der seit 68 Jahren die SPD regiert. Doch Sieraus Sieg muss den Genossen wie eine gefühlte ­Niederlage vorkommen. Noch nie war die CDU ihnen so dicht auf den Fersen. Nur ein einziges Mal konnte die Union als zweite politische Kraft die Sozialdemokraten in Bedrängnis bringen. Das war 1999. Damals schaffte die CDU die Sensation und überrundete die Genossen im ersten Wahlgang. In der Stichwahl war die Welt der Dortmunder Genossen dann aber wieder in Ordnung. ­Gerhard Langemeyer gewann ohne jeglichen Amtsbonus 52,2 Prozent.

Sein Nachfolger Ullrich Sierau, obwohl bereits seit fünf Jahren im Amt, erreichte am Sonntag nicht einmal das. 51,6 Prozent sind der schlechteste Wert, seit es OB-Stichwahlen gibt. Dass es für die Sozialdemokraten zu einem derartigen Ritt auf der Rasierklinge kommen konnte, lag auch an Sieraus profilierter Gegenspielerin Annette Littmann von der CDU. Sie gilt als kompetent und viele Wähler haben ihr den Wechsel von der FDP zur Union offenbar nicht übel genommen. Sierau aber fehlte auch die Unterstützung aus dem ­grünen Lager. Dass die Dortmunder Genossen seit Jahren auf eine Partnerschaft mit der Umweltpartei ­pfeifen, hätte sich fast gerächt.