Bonn. . Die Kriminalität verändert sich. Zunehmend müssen sich Bürger und Polizei mit Einbrüchen, Handy-Diebstählen und Terroranschlägen beschäftigen, über die täglich berichtet wird. Die Innenminister der Bundesländer haben nun nach Anworten für diese neuen Herausforderungen gesucht.

Reisende Einbrecher-Banden, randalierende Hooligans, zunehmender Handy-Diebstahl und neue Terror-Ängste wegen der blutigen Auseinandersetzungen in Syrien und jetzt im Irak. Die Innenminister der Länder haben zwei Tage im Bonner Kameha-Hotel getagt und sehen sich vor einem ganzen Berg neuer Herausforderungen. Sie wollen Notbremsen ziehen.

Handy-Diebstahl

Mobiltelefone, Smartphones und Tablets sind teures und damit begehrtes Diebesgut. Bundesweit sind derzeit mehr als 1,6 Millionen Geräte als gestohlen gemeldet. „Alleine in Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Delikte seit 2009 um das Dreifache“, sagt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). Sie liegt jetzt bei 67 000 im Jahr. Die Innenminister wollen mit den Anbietern „eine Art Wegfahrsperre“ aushandeln, „um Diebstahl und Raub von Mobiltelefonen, Smartphones und Tablets unattraktiv zu machen“, sagt Jäger. Schon im Herbst soll es Ergebnisse geben.

Einbruchs-Banden

54 953 mal haben im letzten Jahr Einbrecher in NRW zugeschlagen. Im Schnitt erbeuteten sie Werte von 4500 Euro. Zunehmend beteiligt sind osteuropäische Banden. Jäger: „Das ist ein neuer Tätertyp“. Die für die Sicherheit zuständigen Innenminister der 16 Bundesländer werden grenzübergreifende Ermittlungskommissionen einsetzen. Es wird erstmals auch Deutschland-weite Fahndungs- und Kontrolltage geben. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) berichtet, die reisenden Banden seien längst ein gesamteuropäisches Problem.

Fußball-Hooligans

4000 reisende Gewalttäter, die von Spiel zu Spiel ziehen, hat Oliver Malchow, der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ermittelt. Die Innenminister sehen in den Stadien selbst gegenüber den letzten Jahren eher eine Beruhigung. Randale nehme aber auf den Reisewegen zu, wie kürzlich in Köln. Die Überlegungen der Minister: Eine Vereinbarung wie kürzlich in Hannover könnte Vorbild für andere Bundesligavereine sein. Hannover 96 hat Karten für das randaleträchtige Spiel in Braunschweig nur unter der Voraussetzung vergeben, dass alle Hannover-Fans mit vereinseigenen Bussen nach Braunschweig fahren. Die Tickets gab es erst beim Aussteigen. So können rivalisierende Fan-Gruppen leichter getrennt werden. Ein zweiter, vom NRW-Innenminister ins Spiel gebrachter Plan: Verschärfte Meldeauflagen. Jäger: „Wir wollen, dass erkannte Gewalttäter gar nicht erst die Reise zu einem Fußballspiel antreten. Wer sich am Spieltag zu Hause bei der Polizei melden muss, kann nicht im Stadion oder auf der fahrt dahin prügeln oder randalieren“.

Salafisten in Syrien

320 Salafisten aus Deutschland kämpfen in Syrien. 120 davon sind aus NRW. Rückkehrer aus dem Krieg gelten als potenzielle Attentäter, wie der Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel belegt hat. Der Bundesinnenminister fürchtet, dass der ausgebrochene Konflikt im Irak noch einmal zusätzliche Radikalisierungen bringt. Die Innenminister prüfen deshalb „eine mögliche Verschärfung des Personalausweisrechts“. Offenbar denken sie daran, bekannten und ausreiseverdächtigen Salafisten den deutschen Personalausweis wegzunehmen, um die Ausreise zu verhindern. Geht das? Thomas de Maiziere ist hier noch sehr zurückhaltend. Denn rechtlich gilt heute: Der Staat kann einen Reisepass einziehen, aber keinen Personalausweis.