Rom. .

Die italienische Marine hat ­allein am Samstag 3300 Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind damit auf diese Weise insgesamt 43 000 Menschen eingereist – mehr als im gesamten Vorjahr.

2013 waren 42 925 Afrikaner und Syrer an die Küsten Italiens gelangt. Ihren bisherigen Höhepunkt hatte die Flüchtlingswelle im Jahr 2011. Damals, zur Zeit des unruhigen „Arabischen Frühlings”, waren 63 000 Menschen übers Mittelmeer allein nach Italien gekommen.

Syrer und Eritreer machen nach Angaben der Behörden zusammen zurzeit fast die Hälfte der Flücht­linge aus. Auffällig ist die hohe Zahl von Minderjährigen, von denen viele unbegleitet reisen – entweder, weil die Angehörigen in der Wüste oder auf dem Meer ums Leben gekommen sind, oder weil sie – nach An­gaben der Hilfsorganisation Save the Children – von den Eltern bewusst alleine losgeschickt werden in der Hoffnung, Minderjährige blieben vor Abschiebung verschont und ­erhielten mit 18 Jahren automatisch einen Bleibestatus in Europa. In Italien jedenfalls ist das die Regel.

Wenigstens die Über­lebensquote ist stark gestiegen, seit Italien im Oktober 2013 die „Operation Mare Nostrum“ gestartet hat. Dabei fahren Kriegsschiffe der Marine systematisch die sensiblen Meeresabschnitte zwischen Libyen und Italien ab, um Flüchtlingsboote rechtzeitig zu entdecken. Die Aktion, die jeden Monat zehn Millionen Euro kostet, ist Italiens Antwort auf die große Tragödie vom 3. Oktober 2013, als beim Untergang eines einzigen Bootes vor Lampedusa 366 Afrikaner ums Leben kamen.

Trotzdem sind auch im laufenden Jahr wieder einige Hundert Menschen bei der Überfahrt gestorben; ­zuletzt vermutlich mehr als 200, als ihre überfüllte ­Barke unmittelbar vor der Küste Libyens kenterte.

„Operation Mare Naostrum“

Inzwischen platzen die Aufnahmeeinrichtungen im Süden Italiens wieder einmal aus allen Nähten. ­Innenminister Angelino Alfano und Regierungschef Matteo Renzi mahnten deshalb Hilfe der EU an. „Brüssel erklärt uns zwar in allen Einzelheiten, wie wir Schwertfisch fischen dürfen, aber um die Frauen und Männer aus Afrika soll sich Italien alleine kümmern“, sagte Renzi.

An „Mare Nostrum“ hält die italienische Regierung fest, trotz der Kosten und gegen alle Kritik von nördlich der Alpen, die „automatische Rettungsgarantie“ im Mittelmeer steigere den Zufluss aus Afrika erst recht. Regierungschef Renzi sagt: „Mare Nostrum ist eine Aktion des Anstands und der Menschen­würde.“ Europa müsse sich „auch um seine Grenzen kümmern, nicht nur um Regeln und Bürokratie“.