Berlin.

Mehr als 14 Jahre liegt der tiefe politische Absturz von Helmut Kohl wegen der CDU-Spendenaffäre zurück, doch vergessen ist im Hause des Altkanzlers nichts. Helmut Kohl sei „furchtbares Unrecht“ widerfahren, klagt seine Ehefrau Maike Kohl-Richter im Interview der „Welt am Sonntag“.

Gemessen an dem Fehler, den er gemacht habe, sei der Umgang unverhältnismäßig, falsch und „menschlich furchtbar“ gewesen. Auch der CDU, die sich wegen der anonymen Spenden vom Altkanzler distanzierte und ihm Anfang 2000 den Verzicht auf den Ehrenvorsitz nahelegte, macht Kohl-Richter schwere Vorwürfe: Die CDU hätte Kohl besser in der Mitte der Partei gelassen – die Partei habe aber „aus ihrem Verhalten selbst am meisten Schaden genommen“. Kohl habe ihr später über die Affäre gesagt: „Es war blanke Rache.“

In ihrem ersten Interview gibt die 50-Jährige auch Persönliches preis über sich, über ihre Liebe zum 34 Jahre älteren Altkanzler, über Kohls Sturz von der Kellertreppe 2008 und ihre Eheschließung nur wenige Monate später, die sie als „wirklich schöne, glückliche Hochzeit“ schildert.

Zerwürfnis mit den Söhnen

Jahrelang hatte sich Kohl-Richter der Öffentlichkeit entzogen, auch wenn viel Negatives über sie geschrieben wurde. Jetzt versucht sie, das Bild zu korrigieren. „Ich war kein Groupie von Helmut Kohl, ich stehe nur unter Groupie-Verdacht“, sagt sie etwa. Klingt lustig, ist es aber nicht. Ungesagt spielt es auf schwere Vorwürfe der beiden Kohl-Söhne an, die keinen Kontakt mehr zum Vater haben und ihrer Stiefmutter die Schuld geben.

Peter Kohl rückte sie in die Nähe einer Stalkerin: Ihre Wohnung habe ausgesehen wie ein Kohl-Museum – „jahrzehntelange Sammelleidenschaft, wie man es auch von Berichten über Stalker kennt“. Walter Kohl berichtete, sein Vater habe schon seit den 90er-Jahren – also vor dem Freitod ihrer Mutter – ein Verhältnis mit Maike Richter gehabt.

Die Interviewer ersparen ihr zwar alle Fragen zu Kohls Söhnen, aber die Antworten klingen wie ein Dementi. Das Bild einer Frau, deren Lebensziel darin bestanden habe, an Kohl heranzukommen, sei absurd und habe sie verletzt, sagt Kohls Ehefrau. Sie habe eine „politische Agenda“ gehabt.

Berührend ist ihre Schilderung, wie sie 2008 gerade ein gemeinsames Leben in Berlin planten, als Kohl bei einem Unfall zu Hause ein schweres Schädelhirntrauma erlitt. Seitdem sei „jeder Tag eine Herausforderung.“ Dass „mein Mann noch da ist, dass er auch geistig voll da ist, dass wir das Leben teilen können“, halte sie heute „für ein Wunder.“