Rom. .

Die italienische Marine hat allein am vergangenen Samstag 3300 Bootsflüchtlinge und Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. In den ersten fünf Monaten des Jahres sind es auf diese Weise insgesamt gut 43 000 Menschen geworden – mehr als im gesamten Vorjahr.

Syrer und Eritreer machen nach Angaben der italienischen Behörden zusammen knapp die Hälfte der Flüchtlinge aus. Auffällig ist auch die hohe Zahl von Minderjährigen, von denen viele unbegleitet reisen – entweder, weil die Familienangehörigen in der Wüste oder auf dem Meer ums Leben gekommen sind, oder weil sie bewusst alleine losgeschickt werden in der Hoffnung, Minderjährige blieben vor Abschiebung verschont und erhielten bei Eintreten der Volljährigkeit automatisch einen Bleibestatus in Europa. In Italien jedenfalls ist das die Regel.

Wenigstens die Überlebensquote ist stark gestiegen, seit Italien im Oktober 2013 die „Operation Mare Nostrum“ gestartet hat, bei der Kriegsschiffe der Marine die sensiblen Meeresabschnitte zwischen Libyen und Italien systematisch befahren, um Flüchtlingsboote rechtzeitig zu entdecken. Die jeden Monat zehn Millionen Euro teure Aktion ist Italiens Antwort auf die große Tragödie vom 3. Oktober 2013, als vor Lampedusa beim Untergang eines einzigen Bootes 366 Afrikaner ums Leben gekommen waren. Dennoch sind auch im laufenden Jahr wieder einige Hundert Menschen bei der Überfahrt gestorben; zuletzt, den Vermutungen zufolge, mehr als 200, als ihre Barke unmittelbar vor der Küste Libyens kenterte.

Regierung bittet EU um Hilfe

Unterdessen platzen die Aufnahmeeinrichtungen im Süden Italiens wieder einmal aus allen Nähten. Innenminister Angelino Alfano und Regierungschef Matteo Renzi wenden sich deswegen wieder einmal an die EU um Hilfe. Alfano wiederholte Italiens Forderungen an die Europäische Union: Sie müsse Anlaufstellen für Flüchtlinge und Migranten auf afrikanischem Boden einrichten, um Überfahrten einzudämmen; die Hilfe im Meer sei Sache der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex, deren Sitz vom entlegenen Warschau ins hauptbetroffene Italien verlegt werden müsse. Ferner, so Innenminister Alfano, müssten die Aufnahmeregeln neu gefasst werden: Wer in Italien lande, müsse auch die Möglichkeit haben, in anderen europäischen Ländern Asyl zu beantragen.