Slawjansk. Mit Kampfjets und Artillerie greifen proukrainische Truppen im Osten die Separatisten-Hochburgen Slawjansk und Kramatorsk an. Die Aufständischen sollen zwei Hubschrauber abgeschossen und vier OSZE-Beobachter verschleppt haben.

Die vier in der Ostukraine verschleppten OSZE-Beobachter werden nach den Worten prorussischer Aufständischer im Raum der Separatistenhochburg Slawjansk festgehalten. "Jetzt klären wir, wer sie sind, wohin und warum sie gefahren sind, und lassen sie frei", sagte der selbst ernannte Bürgermeister der Stadt, Wjatscheslaw Ponomarjow, am Donnerstag der Agentur Interfax.

In der Gegend kam es erneut zu schweren Gefechten zwischen Regierungseinheiten und moskautreuen Kräften. Dabei seien proukrainische Truppen in Slawjansk und Kramatorsk mit Artillerie und Kampfflugzeugen gegen die Stellungen der Separatisten vorgegangen, berichteten örtliche Internetportale.

Die Aufständischen sollen nach unbestätigten Berichten zwei Hubschrauber abgeschossen haben. Die Separatisten behaupteten zudem, dass Regierungseinheiten Zivilisten, darunter auch viele Kinder, an der Flucht aus Slawjansk hinderten.

Truppen der selbst ernannten "Volksrepublik" erstürmten eine Kaserne

In der etwa 150 Kilometer entfernten Großstadt Lugansk erstürmten Truppen der selbst ernannten "Volksrepublik" eine Kaserne der Nationalgarde. Bis zu 100 Einsatzkräfte sollen sich ergeben haben. In Kiew bestätigte die Nationalgarde eine Teileroberung des Geländes.

In der Ostukraine gehen proukrainische Einheiten mit einem "Anti-Terror-Einsatz" gegen Regierungsgegner vor. Dabei wurden allein in den vergangenen Tagen Dutzende Menschen getötet. Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte die internationale Gemeinschaft auf, wirksamere Maßnahmen für ein Ende der Gewalt zu ergreifen.

Im Falle der verschleppten OSZE-Beobachter betonte der "Volksbürgermeister" Ponomarjow: "Wir wissen, wo sie sind, ihnen geht es gut." Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte am Montagabend den Kontakt zu der Gruppe verloren, deren Mitglieder aus Estland, Dänemark, der Türkei und der Schweiz stammen.

Der estnische Diplomat Tiit Matsulevits, der ebenfalls an einem OSZE-Einsatz in der Ukraine teilnimmt, sagte hingegen, die Beobachter würden im Gebiet Lugansk festgehalten. Es liefen Verhandlungen, sagte Matsulevits am Mittwochabend im estnischen Radio. Die OSZE gebe nur wenige Informationen heraus, um die Gespräche nicht zu behindern und die Sicherheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden.

Eine elfköpfige OSZE-Beobachtergruppe, zu der am Mittwoch der Kontakt zwischenzeitlich abgebrochen war, sei zu ihrer Basis in der Millionenstadt Donezk zurückgekehrt, teilte die Organisation mit. Der OSZE-Vorsitzende Didier Burkhalter verurteilte die Festnahmen als "Akte von Sabotage" der internationalen Anstrengungen, der Ukraine bei der Bewältigung der schwersten Krise zu helfen. (dpa)