Düsseldorf. .
Fast jede zweite der 4400 Eisenbahnbrücken in NRW ist stark beschädigt und muss dringend saniert werden. Das ergibt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag. Bei 263 der aufgelisteten 1923 Brücken sind die Schäden so gravierend, dass sich eine Instandsetzung nicht mehr lohnt. „Sie müssen abgerissen und neu gebaut werden“, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer.
Insgesamt wird der Zustand der Eisenbahnbrücken in NRW schlechter bewertet als auf Bundesebene. Trotz der „besorgniserregenden“ Bilanz sei aber die Sicherheit auch bei den 263 besonders maroden Brücken noch nicht beeinflusst. Sollten jedoch in den nächsten Jahren Sanierungen ausbleiben, „werden Gefährdungen auftreten“, warnte Krischer. Zudem sei mit Streckensperrungen und Einschränkungen im Bahnverkehr zu rechnen.
Regional besteht der größte Sanierungsbedarf in Köln, wo allein 37 Brücken abgerissen werden müssten. Dahinter folgt das Bahnnetz in Duisburg mit 13 Brücken der schlechtesten Kategorie vor Düsseldorf mit 10 Brücken. In Oberhausen und Unna droht je fünf Brücken der Abbruch, in Dortmund vier, in Bochum drei sowie in Essen, Recklinghausen und Velbert je zwei. Auf fast allen betroffenen Bahnstrecken verkehren mehr als 100 Züge pro Tag.
„NRW ist der Hot Spot der deutschen Infrastrukturkrise“, sagte Krischer. Den Investitionsstau im Bahnnetz von NRW, das als Transitland ein größeres Aufkommen an Personen- und Güterverkehr verkraften müsse als andere Länder, schätzen die Grünen auf sechs bis zehn Milliarden Euro. Es räche sich nun, dass die Deutsche Bahn vor allem auf „Prestigeprojekte“ wie Stuttgart 21 gesetzt habe.
Von der Bahn forderten die Grünen einen Sanierungsplan, der mit Verkehrsverbünden und Fahrgästen abgestimmt werden müsse. Die Bahn teilte mit, die 263 deutlich beschädigten Brücken sollen in den nächsten 10 bis 15 Jahren erneuert werden. Die Bauwerke würden mindestens alle drei Jahre geprüft. „Die betriebliche Sicherheit jeder einzelnen Brücke ist damit jederzeit gewährleistet“, hieß es.
„Wir brauchen deutlich mehr Geld für den Erhalt unserer Infrastruktur“, forderte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD), der beim Bund ein „schlüssiges Finanzierungskonzept“ anmahnte. Der „massive Sanierungsstau“ könne nur gemeinsam gestemmt werden.