Düsseldorf. . Die Salafisten-Szene schickt junge, emotional anfällige Leute in den syrischen Bürgerkrieg. Kehren sie zurück, seien sie unberechenbar oder völlig frustiriert, sagt Inenminister Ralf Jäger. Er warnt vor gewaltbereiten Rückkehrern aus dem Bürgerkriegsland.
Gewaltbereite Salafisten an Rhein und Ruhr radikalisieren sich immer stärker – der Bürgerkrieg in Syrien wird von der Szene missbraucht, um emotional anfällige junge Leute zu rekrutieren und in den bewaffneten Kampf zu schicken. 120 (von bundesweit 320) Personen sind bisher aus Nordrhein-Westfalen in Richtung Syrien ausgereist, sieben von ihnen sind inzwischen umgekommen. Wer zurückkehrt, ist laut Innenminister Ralf Jäger (SPD) meist „verroht, unberechenbar und in der dschihadistischen Grundhaltung gefestigt“. Doch es gebe auch jene, die „desillusioniert und frustriert“ sind.
Die Zahl der traumatisierten Rückkehrer nimmt laut Jäger zu. Wer Gewalt und gnadenloses Töten erlebt habe und selbst ohne jede militärische Ausbildung „als Kanonenfutter verheizt“ werden sollte, versuche mitunter in Deutschland wieder Anschluss zu finden. „Wir bieten jedem unsere Hilfe an“, sagt Verfassungsschutzchef Burkhard Freier. Bis zu 20 Islamisten sind bisher aus dem Krisengebiet nach NRW zurückgereist.
Syrien-Kämpfer genießen in der Szene hohes Ansehen
Das Gros von ihnen trage jedoch dazu bei, ihr heimisches Umfeld ideologisch aufzuladen. „Sie sind ein Sicherheitsrisiko“, sagt Jäger. Oft seien Rückkehrer geschult im Umgang mit Waffen und Sprengstoff, hätten Kampferfahrung und Kontakte zu Gleichgesinnten. Freier hat festgestellt, dass Syrien-Kämpfer innerhalb der Szene hohes Ansehen genießen. Der Versuch der Behörden, schon ihre Ausreise etwa durch Einzug ihres Reisepasses zu verhindern, habe in 32 Fällen funktioniert.
Insgesamt wächst die Zahl der Salafisten in NRW so schnell wie keine zweite extremistische Bewegung. Gegenüber dem Vorjahr ist die Szene erneut um 300 auf 1800 gestiegen. Rund zehn Prozent schätzt Freier als gewaltbereit ein. Landesweit werden derzeit 36 Ermittlungsverfahren gegen Salafisten geführt. Von den rund 850 Moscheen in NRW habe der Verfassungsschutz etwa 20 unter genauer Beobachtung.
Viele Moscheegemeinden wollen inzwischen keine salafistischen Prediger mehr
Viele Moscheegemeinden sind laut Freier „sensibel“ geworden und nähmen keine salafistischen Prediger mehr auf. Die träten dann oft den Rückzug in Hinterhöfe an. Regionale Schwerpunkte der Szene seien der Großraum Aachen und Bonn, das Rheinland und das Ruhrgebiet. Zulauf gibt es laut Jäger vor allem von jungen Leuten, die nach Orientierung suchen und für einfache Antworten empfänglich sind. „Sie radikalisieren sich dann sehr schnell“, sagte er. Über Netzwerke mit Imamen, Schulen und Jugendämtern müsse stärker versucht werden, ein „Abgleiten“ Jugendlicher in die Salafisten-Szene zu verhindern.