Ankara. .

Die türkische Regierung will die Proteste wegen des schweren Grubenunglücks im westtür­kischen Soma offenbar gewaltsam beenden. Mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gingen am Freitag starke Polizeikräfte in Soma gegen rund 10 000 Demonstranten vor, darunter viele Hinterbliebene der mehr als 300 Opfer. Die Menschen demonstrierten gegen unzureichende Sicherheitsvorkehrungen in der Grube und wollten sich zur Protestkundgebung an einem Bergarbeiterdenkmal in der Ortsmitte versammeln. Die Polizei verhinderte das.

Seit dem Auftritt des Ministerpräsidenten in Soma am Mittwoch wächst der Zorn auf Erdogan. Er hatte das Unglück als „normal“ bezeichnet, aufgebrachte Bewohner reagierten mit Pfiffen und Buhrufen; Leibwächter brachten Erdogan vor der wütenden Menge in einem Su­permarkt in Sicherheit.

Dort, berichten türkische Medien, habe Erdogan einen jungen Mann zu Boden geschlagen. Der sagte dem TV-Sender Kanal D später, der Politiker habe ihn wohl „unabsichtlich“ geschlagen, weil er wütend war und sich nicht unter Kontrolle ­hatte. Laut „Spiegel ­on­line“ brüllte Erdogan dabei: „Warum rennst du weg, du israelische Brut?“ Der Attackierte erklärte, er werde keine Straf­anzeige erstatten, erwarte aber eine Entschuldigung.

Vor diesem Vorfall hatte ein Erdogan-Berater einen ­Mann, der bereits am Boden lag und von zwei Soldaten fest­ge­halten wurde, mit Fußtritten traktiert.