Donezk/Kiew. .

Bei dem international kritisierten Referendum prorussischer Aktivisten hat sich gestern eine große Mehrheit für die Abspaltung der selbst ernannten „Volksrepublik“ Donezk von der Ukraine ausgesprochen. Ein ähnliches Ergebnis wird auch im benachbarten Lugansk erwartet. Die Aktivisten kündigten an, in einem nächsten Schritt staatliche und militärische Strukturen zu bilden.

Allein in Donezk sprachen sich nach Angaben der Separatisten 89,7 Prozent der Teilnehmer des Referendums für die Abspaltung von der Ukraine aus. Endgültige Zahlen sollen erst heute vorliegen. Die Wahlbeteiligung soll sehr hoch gewesen sein – angeblich 71 Prozent im Gebiet Donezk und mehr als 80 Prozent in Lugansk. Der unlängst aus ukrainischer Haft entlassene „Volksgouverneur“ von Donezk, Pawel Gubarew, kündigte die Neubildung eines Landes „Neurussland“ auf dem Gebiet der Südostukraine an.

Die prowestliche Regierung in Kiew erkennt die Befragung wie die EU und die USA nicht an.

Aus Russland gab es bis in die Nacht keine Reaktion. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Separatisten aufgefordert, das Referendum zu verschieben. In Moskau beteiligten sich etliche Menschen – angeblich alle aus den Regionen Donezk und Lugansk – an einer improvisierten Wahlstation unter freiem Himmel an der Abstimmung.

Internationale Beobachter waren zu der Abstimmung nicht angereist. Hingegen betonte die Zentralregierung in Kiew, in weiten Teilen der russisch geprägten Regionen mit mehr als 6,5 Millionen Menschen finde gar keine echte Abstimmung statt. Proukrainische Medien berichteten von massiven Fälschungen. Die Regierungstruppen setzten ihren „Anti-Terror-Einsatz“ derweil rund um die Städte Slawjansk, Kramatorsk und Krasny Liman im Gebiet Donezk fort. In Krasnoarmejsk gab es bei einem Militäreinsatz einen Toten und einen Verletzten. Nach Berichten russischer Medien hatten ukrainische Regierungstruppen in einem Wahllokal die Stimmabgabe für das Referendum gestoppt. In einem darauf folgenden Handgemenge fielen mehrere Schüsse.

Die EU-Außenminister wollen heute in Brüssel über härtere Sanktionen gegen Russland entscheiden.