Düsseldorf. .
Eine Volksinitiative will das umstrittene „Turbo-Abitur“ nach zwölf Jahren Schulzeit stoppen und fordert auch an Gymnasien eine Rückkehr zum Abitur nach 12 Jahren. Innerhalb eines Jahres sollen mindestens 70 000 Unterschriften gesammelt werden, um einen Gesetzentwurf im Landtag einzubringen. Laut einer Forsa-Umfrage fordern 76 Prozent der NRW-Bürger in NRW eine Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit. Vor der SPD-Landtagsfraktion erinnerte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) daran, dass das Abitur an Gesamt- und Sekundarschulen weiter erst nach 13 Jahren abgelegt werden kann.
Runder Tisch
Am kommenden Montag werden Anhänger und Gegner des „Turbo-Abiturs“ in Düsseldorf zu einem Runden Tisch zusammentreffen. SPD-Fraktionschef Norbert Römer appellierte in einem Brief an die Partei, vor Ort bei Eltern, Schülern und Lehrern ein Meinungsbild zum „G8“ einzuholen. Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE, Udo Beckmann, kritisierte, dass das „G8“ an Gymnasien Schüler überfordere. Marcus Hohenstein, Sprecher der Elterninitiative „G9-jetzt-NRW“ warnte die Landesregierung davor, den Willen der Bürger „mit Füßen zu treten“. Für eine Reform bleibe nicht viel Zeit, weil jährlich 60 000 Kinder in NRW von der Schulzeitverkürzung betroffen seien, sagte Hohenstein.
Aktuelle Umfrage-Ergebnisse
Laut Forsa-Studie wollen nur 15 Prozent der Befragten am generellen Turbo-Abi an Gymnasien festhalten. Außerdem unterstützen nur 22 Prozent die Pflicht zum Ganztagsunterricht – 73 Prozent lehnen die Ganztagspflicht an Gymnasien ab und sprechen sich für freiwillige, flexible Lösungen der Übermittagbetreuung aus. Die Sprecherin der Bürgerinitiative „familiengerechte Schule und Bildung“, Anja Nostadt, äußerte den Verdacht, dass das Gymnasium mit der Schulzeitverkürzung auf lange Sicht zugunsten der Gesamt- und Sekundarschulen „ausbluten“ solle. Nostadt verwies darauf, dass in Hessen bereits 80 Prozent der Schulen mit gymnasialer Oberstufe zum Abitur nach 13 Jahren zurückgekehrt sind.
Die Bürgerinitiative fürchtet, dass die Leistungsanforderungen ans Abitur gesenkt und Lehrpläne weiter ausgedünnt werden könnten. „Es fehlt die Zeit zum Vertiefen und Wiederholen der Lerninhalte“, sagte Hohenstein. Geforderte Leistungen könnten oft nur durch Nachhilfe und die Unterstützung der Eltern erbracht werden. Außerdem fehle Schülern Freizeit für Hobbys und außerschulisches Engagement.