Düsseldorf. .
Ein Jahr nach Einführung des strikten Rauchverbots in Gaststätten herrscht in NRW weiter dicke Luft. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte eine Rückkehr zu Ausnahmeregeln, weil das „Rauchverbot wie ein Brandbeschleuniger für das Kneipensterben wirkt“. Dehoga-Geschäftsführer Klaus Hübenthal fürchtet, dass weitere 2000 Kneipen in NRW schließen müssen. Vor allem in Regionen mit „Kneipenszene“ wie dem Ruhrgebiet, Köln und Düsseldorf seien Gaststätten bedroht. Konkrete Daten konnte der Verband aber nicht vorlegen.
Nach einer repräsentativen Umfrage der Dehoga befürworten nur 37 Prozent der NRW-Bürger ein Nichtraucherschutzgesetz ohne Ausnahmen. Dagegen sprachen sich Mehrheiten für eine Raucherlaubnis in getrennten Nebenräumen (73%), Eckkneipen (64 %), bei geschlossenen Gesellschaften (60%) und auf Brauchtumsveranstaltungen (58 %) aus. Allerdings sind 81 Prozent für ein striktes Rauchverbot, wenn Kinder im Raum sind.
Dagegen verwies die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) auf einen Rückgang von Herzinfarkten, Lungenerkrankungen und Frühgeburten durch einen strikten Nichtraucherschutz. Dies habe eine bundesweite DAK-Studie ergeben. Steffens bezweifelte zudem, dass eine Mehrheit der Bürger gegen strikte Rauchverbote in der Gastronomie eintritt. Laut Umfrage des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg waren im Herbst 2013 rund 82 Prozent der Befragten für ein Rauchverbot in der Gastronomie. Die Ministerin verwies auf die Risiken für Nichtraucher durch Passivrauch. Für die Klagen von Brauereiverbänden, Getränkehandel und Dehoga über Umsatzeinbußen durch das Rauchverbot in Kneipen sah Steffens keine belastbaren Zahlen. Nach Angaben des Grünen-Fraktionschefs Reiner Priggen geht das Kneipensterben nicht auf die Rauchverbote, sondern auf die veränderten Lebens- und Konsumgewohnheiten der Kunden zurück.
Der Geschäftsführer des Deutschen Getränkefachgroßhandels, Günther Guder, forderte eine baldige Überprüfung des Gesetzes. Seit Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes am 1.Mai 2013 beklagten bereits 98 Prozent der Händler spürbare Umsatzrückgänge. 49 Prozent berichteten von Einbußen von bis zu 30 Prozent. „Wir fordern eine Politik mit Augenmaß“, so Guder.