Berlin..


Die Verschleppung einer von Bundeswehroffizieren angeführten Militärbeobachter-Mission in der Ostukraine durch prorussische Rebellen hat den Ukraine-Konflikt weiter angeheizt. In dramatischen Appellen forderten Bundesregierung und Bundespräsident Gauck gestern die Freilassung der acht Geiseln – doch die Separatisten setzen auf einen Nervenkrieg, während in Deutschland Kritik an der Mission laut wird.

Die am Freitag zusammen mit fünf ukrainischen Soldaten festgesetzten Inspektoren der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), unter denen sich drei Bundeswehr-Offiziere und ihr Dolmetscher sowie Offiziere aus Tschechien, Schweden, Dänemark und Polen befinden, wurden gestern im Rathaus der Stadt Slawjansk internationalen Journalisten vorgeführt. Ein Schwede wurde gestern Abend freigelassen. Er leidet unter Diabetes. Der Leiter der Mission, der deutsche Oberst Axel Schneider, erklärte, alle europäischen Offiziere befänden sich in guter Verfassung. Sie seien „Gäste“ des Rebellenführers und selbst ernannten Bürgermeisters Ponomarjow und keine Kriegsgefangenen. Doch als solche bezeichnete Ponomarjow die Geiseln – die Separatisten werfen ihnen Spionage für die Nato vor und verlangen einen Austausch gegen Rebellen, die von ukrainischen Sicherheitsbehörden in ­Kiew festgehalten werden.

Bundespräsident Gauck appellierte an die Separatisten und an Russland, die Beobachter freizulassen. Außenminister Steinmeier, der einen Krisenstab einrichten ließ, sagte: „Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die festgesetzten Personen in Freiheit zu bringen.“ Er lobte, dass der russische Außenminister Lawrow Hilfe zugesagt habe. US-Außenminister Kerry schloss einen Austausch mit prorussischen Gefangenen in Kiew indes ausdrücklich aus.

Eine Delegation der OSZE hält sich seit gestern in Slawjansk auf, um über die Freilassung der Beobachter zu verhandeln. Die Lage ist unübersichtlich, weil die Militärbeobachter nicht den eigentlichen beiden diplomatischen OSZE-Missionen in der Ukraine angehören, sondern auf Einladung der Regierung in ­Kiew unterwegs waren. Der Oberst wies Spionagevorwürfe zurück.