Essen. .

Statt auf die eigenen Erfolge hinzuweisen und Ziele für die Zukunft aufzuzeigen, machen die aktuellen Wahlplakate oftmals gezielt Stimmung mit Ängsten und Befürchtungen der Bürger. War dies bislang vor allem eine von kleinen und extremen Parteien geübte Praxis, greifen im Kommunal-Wahlkampf offensichtlich auch etablierte Parteien stärker auf diese Methode zurück.

So sorgte in Duisburg ein CDU-Plakat für Aufregung, das Müllberge vor dem Zuwanderer-Haus zeigt, ­obwohl es dort längst nicht mehr so aussieht. In Essen löste die Partei mit einem Ekelklo-Plakat Debatten aus. Damit soll auf die Lage an Schulen aufmerksam gemacht werden.

Die Bürgerliste Dortmund spielt mit ihrem Plakat auf die Angst vieler Menschen vor Einbrüchen und Kriminalität an: Ein finsterer und maskierter Mann blickt den Bürger an, „Gewalt und Kriminalität stoppen“, steht darunter. Noch ärger treibt es die rechtsextremistische Partei Pro NRW mit den Slogans: „Wut im Bauch. Lass es raus!“ oder „Angstraum Stadt. Wir haben es satt.“

Was wir erleben, ist eine „Ver­rohung der Wahlkampfauseinandersetzungen“, sagt Martin Florack, Politikwissenschaftler der Uni Duisburg-Essen, der WAZ. Die Unterschiede zwischen den etablierten Parteien und den Protestparteien verwischten sich mehr und mehr. Florack: „Auf diese Weise kann man extremen Parteien nicht das Wasser abgraben. Als Regierungspartei auf aggressive Angriffe zu ­setzen, kann nach hinten losgehen.“

Der Düsseldorfer Politikforscher Ulrich von Alemann spricht von einem „neuen Radikalismus der ­Mitte“, wie man ihn in Holland, ­Dänemark und Österreich erlebe. „Es könnte sein, dass wir in Deutschland auch damit rechnen müssen“, so Alemann. Er glaube indes nicht an den Erfolg solcher Kampagnen.

Das sieht der Werbeprofi Christian Vorfahr von der Düsseldorfer Agentur „Scholz & Friends“ anders: „Es werden Ängste aufgebaut, und die werbende Partei präsentiert sich als Lösung. So arbeiten auch Waschmittelproduzenten.“ Viele Menschen würden auf ­solche polarisierenden Botschaften reagieren.