Panzer rollen, Maschinengewehre rattern, Menschen sterben – die Bilder und Berichte der Unruhen in der Ukraine, die sich gerade zu einem militärischen Konflikt auszuwachsen drohen, lassen uns Westeuropäer erstmals seit vielen Jahren zu Ostern, dem Friedensfest, wieder das beängstigende Gefühl eines drohenden Krieges spüren.
Die Ukraine gehört zu Europa. Die Nato verlegt eilig Truppen an ihre Ost-Flanke. Und in Russland vermittelt ein selbstherrlicher Präsident den Eindruck, den Westen herausfordern zu wollen. Das erinnert fatal an die Zeiten des Kalten Krieges.
Darüber ist hierzulande leicht vergessen, dass es aktuell zahlreiche Länder und Regionen gibt, in denen der Krieg kein (noch) fernes Grollen ist, sondern alltäglich Realität. Für das vergangene Jahr zählten die Wissenschaftler vom Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) weltweit 20 Kriege – seit dem Zweiten Weltkrieg war die Zahl nur 2011 genau so hoch.
Auf der ganzen Welt toben Kriege
In Syrien tobt seit drei Jahren das gnadenlose Morden, ohne Aussicht auf ein Ende. Im Südsudan ist ein seit Jahren schwelender kriegerischer Konflikt neu aufgeflammt. In Nigeria führen blutrünstige Islamisten einen Privatkrieg gegen die Zivilbevölkerung. Afghanistan und Irak, Mali und Somalia. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Zehntausende Menschen sind gestorben, Millionen flohen vor den Kriegen oder befinden sich auf der Flucht. Hunger, Elend, eine ungewisse Zukunft. Und wie immer leiden unter der Gewalt vor allem jene, die am wenigsten dazu beitragen: die Kinder.
Unicef mahnte vor Ostern, im Südsudan seien immer mehr Kinder auf sich allein gestellt, weil ihre Eltern tot oder verschollen sind. Ein UN-Bericht spricht von Zehntausenden getöteter, gefolterter oder misshandelter Kinder in Syrien. Und in diesen Tagen verschleppten Rebellen in Nigeria 130 Schulmädchen.
Wir sehen die Bilder und lesen die Berichte aus Afrika oder dem Mittleren Osten. Wir schalten um, blättern weiter. Wenn die Krise in der Ukraine, das ferne Kriegsgrollen, uns dazu bringt, die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der anderen abzulegen, wäre den Opfern zwar noch nicht geholfen. Aber es wäre ein Anfang. Gerade zu Ostern.