Berlin. .

Trotz einer Steigerung der Mediziner-Zahl um 2,5 Prozent warnt die Ärzteschaft vor einem verschärften Mangel in Deutschland. Rund 357 200 in ihrem Beruf arbeitende Ärzte gab es im vergangenen Jahr, so die gestern veröffentlichten Statistik der Bundesärztekammer. Kammerpräsident Montgomery sagte dennoch: „Der Ärztemangel und der Mangel an Arztstunden sind keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität.“

Dabei sieht es rein statistisch recht gut aus. Immerhin gibt es heute rund 50 000 Ärzte mehr als noch vor zehn Jahren. Zugleich hat sich die Versorgungsdichte generell verbessert: Kamen 1990 noch durchschnittlich 335 Einwohner auf einen Arzt, waren dies im vergangenen Jahr 230.

Aktuelle Hauptsorge der Ärztevertreter: das im Schnitt steigende Alter der Mediziner und der bevorstehende Ruhestand vieler Praxisärzte. Bei den niedergelassenen Medizinern stieg das Durchschnittsalter innerhalb eines Jahres von 52,8 auf 53,1 Jahre. Montgomery geht vor dem Hintergrund der Altersstruktur davon aus, dass sich der Mangel in den kommenden Jahren verschärfen werde. Mehr Ärzte arbeiten zudem in Teilzeit. Junge Ärzte seien zu Recht nicht mehr bereit, ihr Leben allein nach dem Wünschen von Kliniken oder großen Anforderungen von Praxen auszurichten, so der Ärzte-Funktionär.

Aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist nicht die Zahl der Ärzte das Problem, sondern dass sich für manche Regionen kein Hausarzt finden lasse. „Auch in der ambulanten Versorgung müssen mehr Kooperationen und mehr Anstellungsmöglichkeiten angeboten werden, damit jungen Ärzten der Weg in die Praxis und aufs Land erleichtert wird“, so Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) forderte mehr Anreize für Mediziner auf dem Land. Das in Bayern bereits existierende Hilfsprogramm mit einem Volumen von 15,5 Millionen Euro solle ausgeweitet werden.