Berlin. .
Ernüchternde Bilanz der Mülltrennung: Die Hälfte der Verpackungsabfälle, die über Gelbe Tonne oder Gelben Sack bundesweit eingesammelt werden, wird gar nicht recycelt, sondern verbrannt. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Umweltexpertin Bärbel Höhn hervor, die unserer Zeitung vorliegt.
Es ergebe sich ein Anteil von 50,1 Prozent der Sammelmenge, der in energetische Verwertungswege - also in Müllverbrennungsanlagen - gehe, schreibt das Umweltministerium unter Berufung auf eine Studie für das Umweltbundesamt. Höhn, Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, erklärte: „Das System funktioniert hinten und vorne nicht.“ Vor allem Plastik werde viel zu wenig aufbereitet und wiederverwertet. Wenn die entsprechenden Recycling-Quoten nicht schnell gesetzlich erhöht würden, müssten sich Mülltrenner „veräppelt“ fühlen.
Höhn sagte, es werde so viel Müll aus der Gelben Tonne verbrannt, weil es große Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen gebe. „Gegen die Kampfpreise kann man nicht anrecyceln“, beklagte die Grünen-Politikerin. Tatsächlich ist die Branche unter Druck: In Nordrhein-Westfalen könnten die 16 Hausmüllverbrennungsanlagen 6,3 Millionen Tonnen Müll im Jahr verbrennen - doch dem stehen nur rund 4 Millionen Tonnen Abfall aus NRW gegenüber.
Der Bund der Steuerzahler in NRW mahnt deshalb, zwei der Anlagen seien mittelfristig überflüssig. Landesumweltminister Remmel (Grüne) beklagt bereits einen „ungesunden Preiswettbewerb“ unter den Müllverbrennungsanlagen. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) könnte bundesweit fast jede vierte der 71 Müllverbrennungsanlagen geschlossen werden. Die Überkapazitäten würden zum Problem für das Recycling, bestätigt der BDE: Sammeln und Sortieren einer Tonne Abfall sei inzwischen doppelt so teuer wie das Verbrennen.