Duisburg. .
Wer guten Gästen eine Freude machen will, spricht sie in ihrer Muttersprache an: „Wenn Freunde aus der Ferne kommen“, beginnt also Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihre Tischrede auf Chinesisch, „wie kann man da nicht froh sein?“ Ein freundliches Wort und außerdem von Konfuzius: Wen man eben so zitiert, wenn Chinesen in der Nähe sind.
Und Xi Jinping, Chinas Staatspräsident, hat schließlich eben selbst einen Freund aus der Ferne begrüßen dürfen, mehr als 10 000 Kilometer aus Fernost, seiner Heimat. 16 Tage braucht der Güterzug „Yuxinou“ von Chongqing nach Duisburg, 50 Container mit chinesischen Waren an Bord. Mit der „Air China“ sind der Präsident und seine über 200-köpfige Entourage aus Wirtschaftsleuten schneller gewesen, aber die Bahn ist trotzdem schon da: Sie wartet irgendwo im Hafen, (heraus-)geputzt und mit Girlanden behängt, ebenso wie die Klasse einer Sprachschule, die seit einer Stunde ein Begrüßungsbanner in die Luft reckt. Es geht das Gerücht, Herr Xi (sprich: Chi) aus China steht im Stau.
Ein Drachen tanzt vor dem Zug
Mehr als eine halbe Stunde Verspätung hat der Staatspräsident in seiner Staatskarosse, aber als er schließlich kommt, ist es wie immer im Revier, wenn wichtige Gäste nahen: Der rote Teppich ist gesaugt und eine Bergmannskapelle bereit. Natürlich lächelt Xi Jinping, das ist nicht nur ein Klischee, er schüttelt Hände, klatscht in dieselben und schaut auf den Zug, der nun einfährt zu fernöstlichen Gongschlägen, gemächlich, irgendwie würdevoll; und weil es hier um China geht, tanzt ihm ein 18 Meter langer Drachen voran.
Diese Zugverbindung ist die „neue Seidenstraße“, so steht es auf einem Transparent. Ein „Symbol für eine neue Qualität der Handelspartnerschaft“, frohlockt Erich Staake, der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Binnenhafen. Ein „eindrucksvolles Beispiel für die Dynamik der Handelsbeziehungen“, bestätigt Ministerpräsidentin Kraft. Xi selbst schweigt bescheiden. Bevor er wieder verschwindet, so schnell, wie er gekommen ist, unterschreibt er im Goldenen Buch der Stadt Duisburg.
Die Rückladung nach China ist noch zu gering
Zum Abschied erklingt nicht ganz unpassend die „Ode an die Freude“, und denselben in China beliebten Beethoven hört gleichzeitig auch Xis Gattin: First Lady Peng Liyuan besucht im „Damenprogramm“ das Essener Burggymnasium, wo Schüler Chinesisch als Abiturfach wählen können. Aber auch hier geht nichts ohne Bergmannskultur, das Schulorchester intoniert das „Steigerlied“.
Das war er schon, Xi Jinpings erster Besuch in Deutschland seit seiner Wahl. Der Zug kommt dreimal die Woche, demnächst möglichst noch häufiger – und voller. „Wir arbeiten sehr intensiv daran, die noch zu geringe Rückladung nach China zu steigern“, gestand Hafen-Chef Staake am Rande. 21 Stunden hat der große Bahnhof für den chinesischen „Freund“ in NRW gedauert. Die chinesische Lok rollte nach kaum einer halben Stunde recht unbeachtet wieder aus dem Bahnhof hinaus.