Berlin. .

Der US-Geheimdienst NSA hat einem Bericht zufolge mehr als 300 Berichte über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gespeichert. Diese seien in einer speziellen Datenbank für Staats- und Regierungschefs erfasst worden, berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Merkels Name taucht demnach auf einer Liste von insgesamt 122 Staats- und Regierungschefs auf, über die die NSA im Mai 2009 Informationen sammelte.

In der alphabetisch nach Vornamen sortierten Liste stehe Merkel vor Syriens Staatschef Baschar al-Assad. Das Magazin konnte nach eigenen Angaben ein streng geheimes NSA-Dokument aus dem Archiv des ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiters Edward Snowden einsehen. Die Datenbank beinhalte Erkenntnisse aus Telefon- und Computerüberwachung sowie aus offenen Auswertungen.

Kanzlerin als Spionageziel

Das Dokument belege, dass Merkel offiziell als Spionageziel erfasst gewesen sei und die NSA über sie nachrichtendienstliche Erkenntnisse gesammelt habe. Damit könne es ein wichtiges Beweisstück für die Bundesanwaltschaft sein, die in den nächsten Tagen entscheiden wolle, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Spionageverdachts einleite.

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, forderte eine umfassende Aufklärung der Überwachungspraxis der NSA. Es sei deswegen höchste Zeit, dass sich nächste Woche der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages konstituiere, erklärte Göring-Eckardt. Doch auch die Bundesregierung müsse mehr tun, „um Licht ins Dunkel der Geheimdienste zu bringen“. Bundeskanzlerin Merkel müsse gegenüber den USA Farbe bekennen.