Berlin/Düsseldorf. .
Nicht wenige, die in der deutschen Politik etwas zu sagen haben, würden sich freuen, wenn es so weiterginge: Acht Wochen vor der Europawahl sind die Eurogegner der Alternative für Deutschland (AfD) dabei, ihre gerade ein Jahr alte Partei selbst zu zerstören.
Nachdem Parteichef Bernd Lucke auf dem Europa-Parteitag vor einer Woche in Erfurt als Autokrat vorgeführt und in die Schranken verwiesen wurde, sind jetzt die Landesvorsitzenden der AfD in Nordrhein-Westfalen, Jörg Burger, und Sachsen-Anhalt zurückgetreten. Immer heftiger wird um den Kurs der Partei gestritten.
Eigentlich erstaunlich ist dabei, dass die AfD, die einen Austritt der Krisenländer aus dem Euro fordert und die Kompetenzen von Brüssel beschneiden will, trotz der Querelen noch so viel Unterstützung hat. Zwischen 5 und 7 Prozent geben die Umfragen der jungen Partei bei der Europawahl am 25. Mai. Sorgen macht sich deshalb vor allem die Union.
Während die CSU versucht, mit eigenen europakritischen Tönen der AfD das Wasser abzugraben, sieht die CDU genau dies mit Unbehagen. Der CDU-Europaabgeordnete Herbert Reul sagte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“: „Ich sehe schon kommen, dass die CSU auch außerhalb Bayerns eine Anti-Europa-Stimmung schürt. Aber bei uns gibt es keine CSU, bei uns gehen die Wähler dann zur AfD.“
Knapp zwei Monate vor der Europawahl ist vielen nicht klar, wofür die AfD steht. Parteichef Lucke, der den Laden einige Zeit geschickt zusammenhielt und liberale, nationale und rechtspopulistische Tendenzen irgendwie vereinbaren wollte, ist angeschlagen. Erst ging seine Sprecherin Dagmar Metzger, dann konnte er sich auf dem Parteitag in Erfurt nicht durchsetzen, jetzt treten zwei Landesvorstände zurück. Der Erosionsprozess der AfD ist unübersehbar.