Washington/Peking. .
Kurz vor einem Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping sind NSA-Spionageoperationen gegen China enthüllt worden. Der US-Geheimdienst NSA (National Security Agency) forschte über Jahre systematisch chinesische Ministerien, Banken und Firmen aus, wie der „Spiegel“ berichtete. Sogar der ehemalige Staatspräsident Hu Jintao soll abgehört worden sein.
Zu den Zielen zählten das Außen- und das Handelsministerium in Peking, der Zoll sowie Telekommunikationsunternehmen, schreibt das Magazin. Das gehe aus Unterlagen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden hervor, die man habe einsehen können.
Für Cheng Xiaohe von der Pekinger Volksuniversität legen die Berichte eine Doppelmoral der USA offen. „Washington verliert seine moralische Überheblichkeit“, sagte der außenpolitische Experte gestern. Bislang hätten die USA über Jahre hinweg China als Hauptverantwortlichen für internationale Spionage und Hackerangriffe dargestellt. Die Enthüllungen brächten jedoch Washington selbst in Erklärungsnot.
Besonderen Aufwand betrieb die NSA nach Angaben des „Spiegel“ für eine Operation gegen Huawei, den zweitgrößten Netzwerkausstatter der Welt. Einer Spezialeinheit sei es gelungen, an rund 100 Stellen das Computernetzwerk von Huawei zu infiltrieren und interne Dokumente zu kopieren. Zudem habe die NSA sich Zugang verschafft zum geheimen Quellcode einzelner Produkte. Dieser Softwarecode gilt als Allerheiligstes von Computerunternehmen.
Eines der Ziele soll gewesen sein, Verbindungen zwischen dem Telekommunikationsriesen und der chinesischen Volksbefreiungsarmee zu finden. Darüber hinaus habe sich die NSA die technologischen Erkenntnisse zunutze machen wollen, um bei Verkäufen von Huawei-Ausrüstung in andere Länder deren Computer- und Telefonnetzwerke ausspähen zu können.