Menden. .

Auf der Zielgraden einer langen politischen Karriere als Parlamentarier. Seit seiner Direktwahl im Jahr 1979 gehört Hans-Gert Pöttering (CDU) ununterbrochen dem Europäischen Parlament ein. Europarekord. Freitagabend stellte der einstige EU-Parlamentspräsident und langjährige Fraktionschef der Konservativen in Menden seine Autobiografie vor: „Wir sind zu unserem Glück vereint. Mein europäischer Weg.“

Nach 35 Jahren endet eine Ära. Mit Dankbarkeit. Keineswegs mit Wehmut. Pöttering (69) hat vor allem als einflussreicher Fraktionschef der Europäischen Volkspartei EVP (1999–2007) maßgeblich Entscheidungsprozesse und Entwicklungen nachhaltig beeinflusst. Vieles schilderte er bei seiner Buchvor­stellung in Menden. Aber nicht als Vorlesender, sondern in einem gut 90 Minuten währenden Interview mit Martin Korte, Ressortleiter Nachrichten dieser Zeitung. So erlebten 50 Zuhörer Europa-Politik hautnah.

Die vielleicht schönsten Augenblicke im Leben des Politikers Pöttering? „Die große EU-Erweiterung im Jahr 2004 mit der Aufnahme mehrerer osteuropäischer Länder.“ Besonders schwierige Momente? Die aktuelle Krim-Krise blendete Pöttering keinesfalls aus. Er wünsche sich baldige Wahlen in der Ukraine: „Die Mehrheitsverhältnisse müssen klar werden.“

Pöttering, praktizierender Christ, sieht die EU vor allem als Wertegemeinschaft. Unumschränkte weitere Aufnahmen von Staaten kommen für ihn nicht infrage. Auch nicht die der Türkei. „Gemeinsame Interessen als Fundament reichen nicht.“

Auf mehr als 500 Seiten schildert Pöttering in seiner Autobiografie viele Begegnungen mit Staatenlenkern, aber auch mit drei Päpsten. „Johannes Paul II. war ein europäischer Titan.“

Der Abschied von der aktiven Europapolitik in wenigen Wochen ist auch mit einem Ausblick verbunden. Pöttering hat sich wie kein anderer Politiker für ein „Haus der Europäische Geschichte“ in Brüssel stark gemacht, das bereits im kommenden Jahr eröffnet werden könnte. Und als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung wird er auch weiterhin viele europäische Themen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken.