Düsseldorf. . Nach anderen Bundesländern stellt auch Nordrhein-Westfalen das Turbo-Abi mit acht Jahren Gymnasium auf den Prüfstand. Die Düsseldorfer Staatskanzlei kündigte am Freitag einen Runden Tisch zur verkürzten Schulzeit zum Abitur mit Vertretern aus Schule, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik an.

Die NRW-Landesregierung stellt überraschend das „Turbo-Abitur“ doch noch einmal auf den Prüfstand. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will bei einem „Runden Tisch“ in diesem Frühjahr mit Lehrern, Eltern, Wissenschaftlern und den im Landtag vertretenen Parteien über die umstrittene Schulzeitverkürzung diskutieren.

Angesichts der Entwicklungen in anderen Bundesländern wolle sich Löhrmann vergewissern, ob der Konsens zum achtjährigen Gymnasium (G8) in NRW noch Bestand habe, so das Schulministerium. Grundsätzliche Zweifel daran hege die Ministerin jedoch nicht.

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Niedersachsen zieht 2015 Schlussstrich

Niedersachsen zieht 2015 als erstes Bundesland einen Schlussstrich unter das ungeliebte „Turbo-Abi“. Löhrmann hatte bislang eine Rückkehr zu neun Gymnasialjahren ausgeschlossen. „Man kann nicht jedes Jahr die Bildungsgänge umstellen und immer wieder von vorn anfangen“, bekräftigte die Grünen-Politikerin erst vor wenigen Tagen.

Die Landesregierung hatte es den Gymnasien 2010 im Rahmen eines Schulversuchs einmalig freigestellt, zum Abitur nach 13 Jahren zurückzukehren. Nur 13 Gymnasien machten davon Gebrauch. Da Gesamtschulen und neue Gemeinschaftsschulen in NRW weiterhin das Abitur nach 13 Jahren anbieten, sah Löhrmann bislang keinen Diskussionsbedarf.

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Nachwuchssorgen bei Vereinen

Innerhalb der rot-grünen Koalition wuchs in den vergangenen Tagen jedoch der Druck, das Thema Schulzeitverkürzung noch einmal auf die Tagesordnung zu heben. In vielen Wahlkreisen rissen die Klagen über überlastete Schüler und entnervte Eltern nicht ab. Zudem führe die fehlende Freizeit der Jugendlichen zu Nachwuchssorgen bei Vereinen und Organisationen.

Eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren erscheint in NRW dennoch unwahrscheinlich. Neben der Entschlackung von Lehrplänen und einem Ausbau des Ganztagsbetriebs wird vielmehr ein flexibler Wechsel zwischen G8 und G9 diskutiert.

Bei einer WDR-Umfrage sprachen sich 63 Prozent der NRW-Bürger für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium aus, 28 für ein Abitur nach acht Jahren.