Moskau. Russland verleibt sich die Krim im Eiltempo ein - allen Protesten und Strafmaßnahmen des Westens zum Trotz. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete am Dienstag den Vertrag über die Aufnahme der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Halbinsel in die Russische Föderation.

Allen Protesten und Sanktionen zum Trotz verleibt sich Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim im Eiltempo ein.

Präsident Putin appellierte am Dienstag an den Westen, die „Wiederherstellung der Einheit“ in Russland zu akzeptieren. Dabei verglich er den Anschluss der Krim mit der deutschen Wiedervereinigung. „Ich glaube daran, dass die Europäer, vor allem aber die Deutschen, mich verstehen werden“, sagte Putin in einer sehr patriotisch klingenden Rede.

„Unser Land hat das starke Bestreben der Deutschen nach Wiedervereinigung unterstützt. Ich bin sicher, dass sie das nicht vergessen haben, und rechne damit, dass die Bürger Deutschlands das Bestreben der russischen Welt, ihre Einheit wiederherzustellen, ebenfalls unterstützen werden.“ Die Krim sei immer ein Teil Russlands gewesen.

Putin unterzeichnete zugleich den Vertrag über die Aufnahme des völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Gebiets in die Russische Föderation. Die große Mehrheit der Russen und der Krim-Bewohner sei dafür, sagte Putin in einer umjubelten Rede an die Nation im Kreml. „Nur das Volk ist der Quell aller Macht.“

Die Ukraine protestiert gegen die Abspaltung. Ihre prowestliche Führung in Kiew äußerte die Sorge, dass es auch in den russisch geprägten Landesteilen im Süden und Osten des Landes zu Entwicklungen wie auf der Krim kommt. Putin betonte: „Wir wollen keine Spaltung der Ukraine, wir brauchen das nicht.“ Dies bezog er aber nicht auf die Krim.

Der Kremlchef verurteilte die vom Westen verhängten Sanktionen ge­gen sein Land. „Wir betrachten ein solches Vorgehen als verantwortungslos und eindeutig aggressiv.“

Schwere Vorwürfe richtete Putin gegen die prowestliche Führung in Kiew. „Es gibt keine legitimierte Macht in der Ukraine.“ Der Machtwechsel in Kiew sei ein Putsch gewesen, der mit Mord und Terrorismus einhergegangen sei. Unter den neuen Kräften seien Neonazis, Russlandfeinde und Antisemiten.

Der Westen reagierte erbost auf die Putin-Rede. Bundeskanzlerin An­gela Merkel (CDU) nannte Putins Vorgehen illegal, US-Präsident Barack Obama forderte ein G-7-Krisentreffen in der kommenden Woche.

Auf der Krim hatten die Bewohner bei einem international nicht anerkannten Referendum mit großer Mehrheit für einen Beitritt zu Russland gestimmt. Die USA, die EU und die Ukraine erkennen das nicht an und sehen im Vorgehen Russlands einen Bruch des Völkerrechts.