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Der Kampf um die Krim steht vor der Entscheidung: Am Sonntag sollen die Bewohner darüber abstimmen, ob die Halbinsel weiter zur Ukraine oder künftig zu Russland gehören wird. Die Krise ist längst zu einem Nervenkrieg zwischen Russland und dem Westen geworden. Drohungen und Schuldzuweisungen wechseln sich ab mit Appellen und Gesprächsangeboten. Doch das Krim-Referendum ist wohl nicht mehr zu stoppen. Wir dokumentieren die Ereignisse eines Tages voller Dramatik.

9.25 Uhr, Berlin. Bundeskanzlerin Angela Mer­kel fordert Russland zum Einlenken auf. Ansonsten werde das Vorgehen Russland politisch und wirtschaftlich massiv schaden. Sie betont aber auch, die Krim-Krise könne nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden. Die territoriale Integrität der Ukraine stehe nicht zur Disposition.

10.52 Uhr, Moskau. Der Kreml lässt weiter die Muskeln spielen: Russland gibt Manöver nahe der ukrainischen Grenze bekannt. An den Übungen seien 8500 Soldaten beteiligt.

11.20 Uhr, Paris. Der Druck auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin wächst: Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stoppt die Verhandlungen mit Russland über einen Beitritt. Die Mitglieder beschließen, stattdessen die Zusammenarbeit mit der Ukraine zu verstärken.

11.33 Uhr, Sotschi. Putin reagiert prompt. Am Rande der Paralympics weist der Kremlchef den Vorwurf zurück, er habe die Krise in der Ukraine bewusst eskalieren lassen. Russland sei nicht der Anstifter der jüngsten Entwicklungen.

13.20 Uhr, Straßburg. Das EU-Parlament fordert den sofortigen Rückzug aller russischen Streitkräfte aus der Ukraine und verurteilt die „Aggression Russlands in Form der Invasion der Krim“. Die Parlamentarier befürworteten einhellig die Beschlüsse der EU-Regierungen, bei einer Eskalation weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.

14.10 Uhr, Kiew. Die ukrainische Regierung stemmt sich verzweifelt gegen den Staatsbankrott. Der Gouverneur der Zentralbank, Stepan Kubiw, schätzt das Bankenvermögen auf der Krim auf umgerechnet gut 1,5 Milliarden Euro. Im Falle einer Annexion durch Russland könnten bis zu 1,7 Milliarden Euro „verloren gehen“, mahnt Kubiw.

14.55 Uhr, Moskau. Neue Warnung aus Moskau. Vize-Regierungschef Dmitri Ro­gosin sagt, wirtschaftliche Strafmaßnahmen des Westens gegen Russland würden wie ein „Bumerang“ zurückschlagen. Russlands Industrie werde dadurch höchstens gezwungen, noch besser zu werden und ohne ausländische Produkte auszukommen.

15.30 Uhr, Washington/Moskau. Russlands Außenminister Sergej Lawrow berät mit seinem US-Kollegen John Kerry am Telefon über Vorschläge zur Lösung der Krise. Ein Durchbruch wird nicht erzielt.

15.45 Uhr, Kiew. Die Ukraine wappnet sich. Der Chef des Nationalen Sicherheitsrats, Andrej Parubij, verkündet, das Land habe eine Nationalgarde mit bis zu 60 000 Mann gegründet. Die Truppe werde hauptsächlich aus Freiwilligen bestehen. Aufgabe der Garde ist die Sicherung der Grenzen.

16.14 Uhr, Moskau. Die russische Luftwaffe schickt sechs Kampfjets vom Typ SU-27 und drei militärische Transportflugzeuge zu seinem Verbündeten Weißrussland. Dies ist eine Reaktion auf das polnisch-amerikanische Manöver in Polen. Der Nervenkrieg geht weiter.