Essen. Uli Hoeneß, der Bayern-Patriarch, hat vor Gericht von seiner Zockerei an der Börse berichtet. Er habe Unsummen herumgeschoben, manchmal rief er nachts bei der Bank an. Rund 50 000 Transaktionen habe er zwischen 2001 und 2010 gehabt. Er ist nur einer von vielen Zockern.

Der Tipp von Börsenaltmeister André Kostolany („Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen, zehn Jahre warten“) nimmt sich heute aus wie ein Börsen-Tipp aus prähistorischer Zeit. Längst mischen Menschen an den Aktienmärkten mit, die lieber in Minuten als in Jahren denken: die Daytrader.

„Daytrading“ ist der schnelle, hoch spekulative Handel an den Börsen. Hier wird der Laptop zur Daddelmaschine und die Gier zur alles beherrschenden Maxime. Daytrader investieren nicht, sie zocken. Spezielle Portale machen das 24 Stunden am Tag möglich. Das Suchtpotenzial ist riesig.

Uli Hoeneß erlag den Ver­suchungen dieses Blitzhandels.
Er zockte teilweise Tag und Nacht. Daytrader wetten – oft aus dem Bauch heraus – auf alles Mög­liche: steigender oder fallender Dollar, Gold oder Uran, Dax oder Dow. Der Handel gleicht einem ­Casino. Kredite gehören dazu.

In Deutschland wird Abgeltungssteuer auf Börsengewinne seit 2009 fällig. Auch auf Blitz-Gewinne. Banken führen sie automatisch ab. Steuerpflichtig sind im Prinzip auch im Ausland erzielte Kapitalerträge. Aber die Kontrollmöglichkeiten des deutschen Fiskus sind dort eingeschränkt.