Es wird ein schwerer Gang für Uli Hoeneß werden, vielleicht der schwerste seines Lebens. Durch rückwärtige Flure, begleitet von Justizwachtmeistern, wird er den Weg nehmen in den Gerichtssaal 134 des Münchener Justizpalastes, zur Anklagebank. Er, der Umjubelte, der Gefeierte. Er, der Fußball-Weltmeister, der Macher des FC Bayern München. Und nun ein reuiger Steuerhinterzieher, der um seine Freiheit, um seine Zukunft bangen muss.
Er sehe müde aus, erschöpft, beschreiben ihn Münchener, die näher dran sind. Wie eben einer, der aus Sorge schlecht schläft. Auch damals, zwischen 2003 und 2009 plagte ihn oft des nachts die Unruhe. Mit Millionen jonglierte er da, zockte wild an der Börse. Und wenn der Akku seines Pagers leer gelaufen war, musste ihm seine Frau das Ladegerät nachtragen. Manisch war er, süchtig. Eine Sucht, für die ihm nun ein hoher Preis droht. 3,5 Millionen Euro Steuern auf die Erlöse seines Schweizer Kontos soll er hinterzogen haben. Zehn Jahre Haft sind die Höchststrafe für Steuerhinterziehung in einem schweren Fall.
Aber was konkret droht ihm, Uli Hoeneß? Seine Verteidiger setzen darauf, dass seine Selbstanzeige beim Finanzamt von Anfang 2013 wirksam ist und er freigesprochen werden müsste. Doch allein die Tatsache, dass dieser Prozess stattfindet, lässt das bezweifeln. Die Selbstanzeige sei nicht vollständig gewesen, argumentieren die Staatsanwälte. Sie sei zudem nicht aus freien Stücken geschehen, sondern Hoeneß sei durch die Recherchen des „Stern“ gewarnt gewesen. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang das Urteil des Bundesgerichtshofes zitiert, wonach es ab einer Steuerhinterziehung von mehr als einer Million Euro keine Bewährungsstrafe mehr geben kann.
Wird das der Absturz des Jahres? Muss Hoeneß ins Gefängnis? Es wird nicht leicht für ihn werden. Sowohl sein Richter Rupert Heindl als auch Staatsanwalt Achim von Engel gelten als Hardliner. Bleibt die Hoffnung für Hoeneß, dass seine Selbstanzeige, sein Geständnis, strafmildernd wirken und ihm das Schlimmste erspart bleibt.
Dies ist kein Spiel, keines auf dem Rasen, keines auf dem Börsen-Parkett. Dies ist unumstößlich Ernst.