Moskau/Schwerte.
Trotz der drohenden „Eiszeit“ zwischen Ost und West wegen der Krise in der Ukraine will der ehemalige russische Staatspräsident Michail Gorbatschow (83) den Gesprächsfaden zum Westen nicht abreißen lassen. Während russische Drohungen und Militäreinsätze das Klima abkühlen, setzt das Gorbatschow-Institut in Moskau weiter auf die Verständigung junger Menschen. Dafür erhält der Friedensnobelpreisträger im November in Berlin die Verdienstmedaille für Versöhnung und Verständigung der Senioren-Union.
Nach einem Besuch bei Gorbatschow äußerte der Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Otto Wulff, die Sorge, dass die „Versöhnungspolitik durch Putins Spiel mit dem Feuer in Gefahr gerät“. Europa müsse aber bedenken, dass Millionen Russen Versöhnung wollten. Mögliche Sanktionen dürften deshalb nicht die „normalen Menschen“ in Russland treffen, sagte Wulff.
Zum 25. Jahrestag des Falls der Mauer will Gorbatschow in Berlin eine Versöhnungsrede halten. „Gorbatschow hat die Mauer zum Einsturz gebracht. Er ist der, der Deutschland nach den Krieg am meisten geholfen hat“, sagte Wulff unserer Zeitung. Der Vater von „Perestroika“ und „Glasnost“ war zwischen 1985 und 1991 Generalsekretär der Kommunistischen Partei in der Sowjetunion und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident. Scharfe Kritiker in Russland werfen dem Reformer Gorbatschow vor, das Ende der Sowjetunion ausgelöst zu haben.
Mit der Preisverleihung an Gorbatschow will die Senioren-Union in der kritischen Phase einen Akzent zur Versöhnung zwischen Russland und Deutschland setzen.