London. . Boris Johnson, der Bürgermeister von London, meint: Die Gefahr für den Nachwuchs in radikalen Elternhäusern wird unterschätzt. Um zu verhindern, dass Kinder zu „potenziellen Mördern oder Selbstmordbombern werden“, müsste man sie in die staatliche Obhut nehmen.

Boris Johnson, der Bürgermeister von London, ist bekannt für sein lockere Art. Mit seinem stets verwuschelten blonden Haarschopf hat der ehemalige Journalist so etwas wie ein Markenzeichen geschaffen. Besonders sein Mundwerk ist es, sein Mutterwitz und seine Respektlosigkeit, die ihm Sympathien einbringen, auch wenn er sich hin und wieder im Ton vergreift.

Jetzt hat sich Boris Johnson mit einem Vorschlag gemeldet, der gar nicht lustig klingt. In seiner wöchentlichen Kolumne, die jeden Montag im „Daily Telegraph“ erscheint, trat der Konservative dafür ein, dass man muslimischen Eltern ihre Kinder wegnehmen soll, wenn diese von ihnen radikalisiert und somit quasi zu Terroristen herangezogen werden.

„Radikalisierung“, schreibt Johnson, „ist eine Form von Kindesmisshandlung.“ Um zu verhindern, dass Kinder zu „potenziellen Mördern oder Selbstmordbombern werden“, müsste man sie in die staatliche Obhut nehmen - sowohl zu ihrem eigenen Schutz, wie zu dem der Gesellschaft. Was bis jetzt leider nicht geschehe, klagt Johnson, weil ein Klima der „politischen Korrektheit“ vorherrsche, die sich den Minderheitenschutz auf die Fahnen geschrieben habe.

Forderung mit sozialem Sprengstoff

Johnson reagiert damit auf den Fall zweier Extremisten, die soeben zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren. Michael Adebolajo und Michael Adebowale hatten im Mai 2013 den Soldaten Lee Rigby (25) zuerst angefahren und dann mit Schlachtbeilen hingerichtet, weil sie damit die Tötung von Muslimen in Afghanistan durch die britische Armee rächen wollten.

Abgesehen davon, dass sich dieses Beispiel für Johnsons Tirade gar nicht eignet - die Täter sind Konvertiten und wurden nicht von ihren christlichen Eltern radikalisiert - birgt der Vorschlag einigen sozialen Zündstoff. Sollen jetzt Sozialarbeiter bei muslimischen Familien prüfen, wie religiös die Erziehung ist?

Offenbar glaubt der Bürgermeister, mit Stimmungsmache gegen politische Korrektheit und muslimische Minderheiten politisches Kapital machen zu können.