Simferopol/Kiew. .

Russland lässt im Konflikt um die ukrainische Halbinsel Krim die Muskeln spielen. Gestern überflogen nach ukrainischen Angaben mehr als zehn russische Militärhubschrauber das Gebiet. Auf einer Militärbasis nahe Simferopol sind nach Angaben des Vertreters der ukrainischen Präsidentschaft auf der Halbinsel Krim mehr als 2000 russische Soldaten gelandet. In den frühen Morgenstunden hatten bewaffnete Männer die Flughäfen von Simferopol und Sewastopol besetzt.

Innenminister Arsen Awakow sprach von einer Invasion und Besetzung durch russische Truppen. Ein Sprecher der Schwarzmeerflotte wies dies zurück. Das ukrainische Parlament forderte den UN-Sicherheitsrat auf, sich mit der Krise zu beschäftigen.

Österreich und die Schweiz sperrten unterdessen die Konten von Vertretern der früheren Führung in Kiew. Liechtenstein kündigte dies ebenfalls an.

Am Nachmittag äußerte sich der abgesetzte Präsident Viktor Janukowitsch erstmals seit seiner Entmachtung vor einer Woche: Er machte den Westen für die Krise seines Landes verantwortlich. Mittlerweile herrsche „Gesetzlosigkeit, Terror, Anarchie und Chaos“, sagte er vor Journalisten im russischen Rostow am Don.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt erklärte, er werde Russland um die Auslieferung des gesuchten Ex-Präsidenten bitten. Die Opposition hatte ihn nach monatelangen Massenprotesten wegen seines pro-russischen Kurses und einer Gewalteskalation auf den Straßen der Hauptstadt Kiew abgesetzt. Die Übergangsregierung ist für eine engere Anbindung der Ukraine an die Europäische Union. Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte dem neuen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk zu seiner Wahl.

Die Halbinsel Krim ist die letzte größere Bastion der Anhänger Janukowitschs. Rund 60 Prozent der Bewohner sind ethnische Russen. Am Donnerstag hatte das Regionalparlament der Krim ein Referendum über die Souveränität der Halbinsel angesetzt. Es soll am 25. Mai stattfinden. Am selben Tag wird auch ein neuer ukrainischer Präsident gewählt.

Wer genau für die Besetzungen der Flughäfen verantwortlich war, blieb unklar. Ein Unterstützer der bewaffneten Gruppe auf dem internationalen Flughafen von Simferopol beschrieb diese als einfache Männer der „Volksmiliz der Krim“. Das ukrainische Parlament forderte Russland auf, alle Maßnahmen zu beenden, die die territoriale Unversehrtheit der Ukraine untergrüben.