Kiew. .
Nach dem Machtwechsel in der Ukraine spitzt sich die Situation auf der Halbinsel Krim zu: Bewaffnete besetzten gestern die Gebäude von Regionalregierung und Parlament in Simferopol. Die prorussische Volksvertretung sprach sich für eine Volksbefragung über die Autonomie der Region aus. Drohgebärden aus Moskau nährten zusätzliche Sorgen. Die neue Übergangsregierung in Kiew warnte ihren Nachbarn Russland vor Truppenbewegungen auf der Krim, die vor 60 Jahren der Ukraine zugeschlagen worden war.
Erstmals seit seiner Entmachtung vor einer Woche meldete sich der Ex-Präsident Janukowitsch zu Wort. Er halte sich weiter für den legitimen Staatschef, betonte er nach einer in Russland verbreiteten Erklärung. Russland gewährte ihm demonstrativ Schutz auf seinem Territorium.
In Kiew wählte das Parlament den 39 Jahre alten Arseni Jazenjuk zum neuen ukrainischen Regierungschef. Der Gefolgsmann von Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko soll das Land aus der schwersten Krise seit der Unabhängigkeit führen.
Auf der Krim hatten am Morgen 30 Männer die Eingangstüren zerschossen und sich Zugang verschafft. Die Gruppe bezeichne sich als Selbstverteidiger der russischsprachigen Bevölkerung der Krim. Interimsinnenminister Awakow versetzte die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Interimspräsident Turtschinow warnte Russland: Sollten sich Soldaten der Schwarzmeerflotte in Sewastopol unangemeldet außerhalb der in Abkommen festgelegten Zonen bewegen, werde dies als militärische Aggression gewertet.
Unterdessen gibt es erste Abspaltungstendenzen. Das prorussische Krim-Parlament will in einer Volksbefragung über die Zukunft der eigenen Autonomie entscheiden lassen. Die Mehrheit der Krim-Bewohner sind ethnische Russen.
Die USA forderten Russland zur Zurückhaltung in der Ukraine-Krise auf. Nato-Generalsekretär Rasmussen appellierte an Moskau, „nichts zu tun, was die Spannung verschärfen oder zu einem Missverständnis führen kann“.