Düsseldorf/Duisburg.. Das Binnenschiff gilt, verglichen mit Bahn und Lkw als vergleichsweise sauberes und leises Transportmittel. Deswegen soll der Rhein weiter ausgebaut werden, um größeren Schiffen die Fahrt stromaufwärts bis Bonn und Koblenz zu ermöglichen. Umweltverbände weisen auf Risiken hin.

Die NRW-Landesregierung will die Kapazität des Rheins für den Güterverkehr erweitern. Verkehrsminister Michael Grosche (SPD) hat deshalb beim Bundesverkehrsministerium das Projekt „Rheinvertiefung“ angemeldet. Künftig soll von der niederländischen Grenze bis nach Köln – später sogar bis Bonn – eine Fahrrinnentiefe von 2,80 Meter garantiert werden.

Bis zu Europas größtem Binnenhafen Duisburg ist das schon seit 2006 der Fall: Richtung Moselmündung bei Koblenz ist der Rhein nur 2,50 Meter tief. Als Maßstab gilt der Pegelstand bei mittlerem Niedrigwasser – das ist ein Wasserstand, der mindestens an 180 Tagen im Jahr erreicht wird.

Doch was für die Landesregierung wichtig zur Stützung der örtlichen Häfen und zur Entlastung von Schiene und Straße ist, treibt den Umweltschützern entlang des Stroms Sorgenfalten auf die Stirn. „Es ist aus unserer Sicht fatal, den Fluss den Schiffen anzupassen statt die Schiffe dem Fluss anzupassen“, so Paul Kröfges, Gewässerschutzbeauftragter des BUND-Landesverbandes. Eine Vertiefung der Fahrrinne führe in aller Regel dazu, dass mehr Grundwasser in Richtung des Flussbettes gesogen wird und die Auenlandschaften am Strom noch mehr veröden.

Die Verkehrsplaner sehen weniger Landschaft als eine Verkehrstrasse: „Der Rhein hat seine Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht, Er kann ungefähr die doppelte Verkehrsmenge aufnehmen“, heißt es im rot-grünen NRW-Koalitionsvertrag. Ein Binnenschiff kann immerhin 150 Lkw-Ladungen befördern – bei Niedrigwasser aber sinkt die Ladekapazität. Verständlich, dass Schiffsreeder auch in den Niederlanden und Belgien Druck machen, den Rhein bis Köln tiefer auszubaggern, um mehr Ladung transportieren zu können.

Da der Bund die Kosten für das Ausbaggern tragen müsste, lässt der Bundesverkehrsminister zunächst vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen. NRW-Verkehrs-Staatssekretär Gunther Adler pocht aber schon jetzt auf eine Tieferlegung des Rheins. „Der Anteil der Binnenschifffahrt am Gesamtgütertransport in Deutschland liegt derzeit bei nur rund zehn Prozent und das trotz bester Ökobilanz gegenüber Lkw und Bahn.“ Der Bund soll deshalb „das Ruder rumreißen“, damit auch der Rhein mehr Transportaufgaben wahrnehmen kann.

Anteil der Binnenschifffahrt am Güterverkehr liegt bei zehn Prozent

Da der Bund die Kosten für das Ausbaggern tragen müsste, lässt der Bundesverkehrsminister zunächst vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen. NRW-Verkehrs-Staatssekretär Gunther Adler pocht aber schon jetzt auf eine Tieferlegung des Rheins. „Der Anteil der Binnenschifffahrt am Gesamtgütertransport in Deutschland liegt derzeit bei nur rund zehn Prozent und das trotz bester Ökobilanz gegenüber Lkw und Bahn.“ Der Bund soll deshalb „das Ruder rumreißen“, damit auch der Rhein mehr Transportaufgaben wahrnehmen kann.

Das Naturschutzgebiet  Emmericher Ward.
Das Naturschutzgebiet Emmericher Ward. © privat: Bernhard Lensing | privat: Bernhard Lensing

Seit 1996 schon beobachtet Klaus Markgraf-Maué das Naturschutzgebiet Emmericher Ward, Reste einer Auenlandschaft, ziemlich genau dort, wo der Rhein in die Niederlande fließt. Und er sieht, wie der Fluss immer künstlicher wird. „Auch, wenn vielleicht kein Sand und Kies entnommen wird, bedeutet die Schaffung einer Wasserstraße von 2,80 Metern Tiefe und 150 Meter Breite immer einen massiven Eingriff und die Schaffung eines künstlichen Gewässers“, kritisiert er.

Die Flusssohle wird verändert, in Lebensräume für Fisch und Pflanzen eingegriffen. „Um zu beurteilen, wie sich der Ausbau der Wasserstraße Rhein zwischen Duisburg und Bonn auswirkt, fehlen uns leider die Daten“, sagt er. „Wir wissen einfach nicht, ob es nur um drei Engstellen oder um 30 große Baumaßnahmen geht“, bedauert er. Drei im Bündnis „Wassernetz NRW“ zusammengeschlossene Umweltverbände mahnen deshalb vor einem kritiklosen Ausbau der Wasserstraße – obwohl das Binnenschiff als vergleichsweise umweltfreundlicher und CO2-armer Verkehrsträger gilt.

Der Hafenbetreiber Duisport begrüßt den Ausbau

Beim Hafenbetreiber „Duisport“ begrüßt man Ausbaupläne. Dass das tiefere Flussbett dazu führen könnte, große Pötte an Duisburg vorbei weiter rheinauf zu lotsen, sieht Pressesprecher Julian Böcker nicht als Gefahr: „Der Ausbau der Wasserstraße wird insgesamt mehr Verkehr auf den Rhein bringen.“ Zudem zähle auch die gute Vernetzung mit Bahn und Lkw, auch ein Ausbau der Schiff-zu-Schiff-Verladung sei denkbar.

Eine Allianz der Rheinanlieger-Länder hat sich auf einer Konferenz im November aber für eine schnelle Erreichbarkeit der Umschlagzentren an den Binnenhäfen stark gemacht. In einer „Düsseldorfer Liste“ haben Verkehrsexperten 36 Projekte zur verstärkten Nutzung der Binnenschifffahrt aufgeführt. Das wichtigste Projekt von NRW und Rheinland-Pfalz: „Sicherstellung der Fahrrinnentiefe von 2,80 m auf dem Rhein stromaufwärts bis Koblenz“.

Für die Naturschützer kommt noch eine weitere Überlegung hinzu: Die Schaffung neuer Hafenkapazitäten wird mit Flächenverlust am Strom und mit neuen Verkehrsströmen für Anwohner erkauft