Kiew. .
Die Ukraine fahndet nach ihrem abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wegen Massenmordes. Gegen ihn und weitere Verantwortliche der jüngsten Gewalteskalation in der Hauptstadt Kiew sei Haftbefehl ergangen, teilte der amtierende Innenminister Arsen Awakow gestern per Facebook mit. Janukowitsch sei seit Freitag kreuz und quer im Osten des Landes auf der Flucht und halte sich vermutlich im Süden auf.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte die neue Führung in Kiew zu Augenmaß. Russland zweifelte deren Legitimität an. Der amtierende Finanzminister Juri Kolobow sagte, das vor dem Finanzkollaps stehende Land brauche in den kommenden beiden Jahren 35 Milliarden Dollar an ausländischer Hilfe. Er forderte eine Geberkonferenz für die Ukraine. Die könnte die EU organisieren, wie aus EU-Kommissionskreisen verlautete.
„Gegen Janukowitsch und andere Verantwortliche erging Haftbefehl“, teilte Awakow mit. „Ein offizielles Verfahren wegen des Massenmordes an friedlichen Bürgern wurde eröffnet.“ Allein in der vergangenen Woche wurden bei Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew 82 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Janukowitsch-Gegner, die gegen die pro-russische Politik des früheren Staatschefs protestiert und für eine engere Anbindung an die EU gekämpft haben.
Die aus der Haft entlassene frühere Regierungschefin Julia Timoschenko wird sich in Deutschland medizinisch behandeln lassen. „Julia Timoschenko hat ein Angebot von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Behandlung angenommen“, teilte ihre Vaterlandspartei auf ihrer Internetseite gestern Abend mit. Timoschenko leidet unter starken Rückenschmerzen.
Janukowitsch ist dagegen weiter untergetaucht. Nur noch eine Handvoll Leibwächter und sein Vertrauter Andrij Kljuew seien bei dem 63-Jährigen, erklärte der amtierende Innenminister Awakow weiter.