Kiew. . Nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch hat die Opposition um die befreite Julia Timoschenko die Macht in der Ukraine übernommen. Im Eilverfahren besetzten die bisherigen Regierungsgegner alle wichtigen Posten. Wo der gestürzte Präsident Janukowitsch ist, ist unbekannt.
Nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch hat die Opposition um die befreite Julia Timoschenko die Macht in der Ukraine übernommen. Im Eilverfahren besetzten die bisherigen Regierungsgegner alle wichtigen Posten. Das Parlament bestimmte seinen neuen Chef Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten. Die Abgeordneten beschnitten die Vollmachten des Staatschefs und setzten Präsidentenwahlen für den 25. Mai an. Dann will auch Ex-Regierungschefin Timoschenko kandidieren.
Die USA, die EU und der Internationale Währungsfonds kündigten Hilfe für die Ukraine an, nachdem Russland Kredite für das Nachbarland nach dem Sturz des Präsidenten auf Eis gelegt hatte. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hatte erklärt, die Ukraine stürze in die Pleite, falls Russland seine Hilfe stoppt. Kiew muss seinen Gläubigern in diesem Jahr 13 Milliarden Dollar zurückzahlen. Deutschland sieht vor allem Brüssel in der Pflicht. Um der Ukraine bei der Abwendung der Pleite zu helfen, sei „die EU am Zug“, so der Osteuropabeauftragte der Bundesregierung , Gernot Erler (SPD).
Der gestürzte Präsident Janukowitsch hat einen Rücktritt abgelehnt. Der prorussische Politiker, der nach Angaben des Grenzschutzes das Land verlassen wollte, sprach von einem „Staatsumsturz“. Zuvor waren auch die einflussreichen, Milliarden schweren Oligarchen Achmetow und Firtasch nach Spiegel-Informationen von Janukowitsch abgerückt. Viele Parteimitglieder liefen zur Opposition über. Janukowitschs Aufenthaltsort war gestern unbekannt.
Timoschenko war am Samstag nach ihrer Freilassung sofort zum Maidan gekommen. Im Rollstuhl forderte die kranke Politikerin vor mehr als 100 000 Menschen in einer emotionalen Rede, den „Kampf für die Freiheit“ der Ukraine bis zum Ende zu führen. Das Parlament hatte am Freitag die Entlassung von Janukowitschs Erzfeindin nach rund zweieinhalb Jahren umstrittener Haft angeordnet. In dem nach Ansicht internationaler Beobachter politisch motivierten Verfahren wurde ihr ein Abkommen mit Russland über Gaslieferungen zum Nachteil der Ukraine zur Last gelegt.
Barrikadenkämpfer kontrollierten das Regierungsviertel in Kiew. Die Sicherheitskräfte stellten sich auf die Seite der Sieger. Am Sonntag blieb es ruhig in Kiew.