Kiew. .

Angesichts der brutalen Gewalt in der Ukraine hat der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko den Westen zur Intervention aufgefordert. Die Spitzen demokratischer Staaten dürften nicht tatenlos zusehen, „wie ein blutiger Diktator sein Volk tötet“, sagte Klitschko einer Mitteilung seiner Partei Udar (Schlag) zufolge am Dienstagabend. „Die Regierung hat bewusst eine Provokation organisiert, um den Unabhängigkeitsplatz mit Blut und Gewalt auseinanderzujagen, und die Proteste und die Aktivisten zu vernichten.“ Der Ex-Boxweltmeister warf Präsident Viktor Janukowitsch ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor.

Kurz nach Ablauf eines Ultimatums hat die ukrainische Polizei am Dienstagabend mit der Räumung des Unabhängigkeitsplatzes (Maidan) in Kiew begonnen. Die Einsatzkräfte gingen mit gepanzerten Wasserwerfern gegen die Regierungsgegner vor, wie AFP-Reporter berichteten. Die Demonstranten griffen die Polizisten mit Brandsätzen an.

Teile des Zeltcamps der Regierungsgegner gingen in Flammen auf. Zudem gab es mehrere Explosionen. Vitali Klitschko, der noch am späten Abend zum Amtssitz von Präsident Viktor Janukowitsch fuhr, wo auch der frühere Außenminister und Regierungsgegner Arseni Jazenjuk zu einem Treffen erwartet wurde, hatte die schätzungsweise 25 000 Menschen zuvor von einer Bühne aus aufgefordert, den Maidan nicht zu verlassen. Unmittelbar vor den Auseinandersetzungen hatten proeuropäische Demonstranten erneut das erst am Sonntag geräumte Rathaus wieder besetzt.

Tränengas und Blendgranaten

Nach knapp einem Monat relativer Ruhe hatte sich die Lage im Laufe des Tages dramatisch zugespitzt. Bei Straßenschlachten zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften wurden nach amtlichen Angaben mindestens 13 Menschen getötet, es gab fast 400 Verletzte, darunter viele Polizisten.

Die Oppositionsanhänger waren am Morgen zunächst friedlich in Richtung Parlament gezogen. Die Lage eskalierte, als vermummte Demonstranten die Absperrungen durchbrechen wollten. Sie setzten Polizeiwagen in Brand und schleuderten Pflastersteine auf Beamte. Die Sicherheitskräfte setzten ihrerseits Tränengas ein und feuerten Blendgranaten und Gummigeschosse auf die Protestierenden.