Die Affäre Edathy hat ihr Gutes, sie bewirkt, was die reine Vernunft nicht schaffte: Der Handel mit entwürdigenden Fotos von Kindern wird unter Strafe gestellt. Weshalb ist das nicht längst so? Niemand muss jetzt Angst haben vor prüden Übertreibungen. Ein Verbot von Pool-Fotos planschender Kinder ist nicht geplant. Es geht ausschließlich um perverse Wünsche und deren kommerzielle Verwertung.
Die Affäre, erzählt entlang ihres Hauptpersonals:
Edathy inszeniert sich als Opfer übergriffiger Staatsanwälte. Selbst wenn das juristisch so wäre, ist es doch eine moralische und persönliche Bankrotterklärung. Wie gut, dass sich das Volk von ihm im Parlament nicht mehr repräsentieren lassen muss.
Gabriel will Edathy aus der Partei werfen. Das klingt zwar hart, weil Edathy schon am Boden liegt, aber einem SPD-Vorsitzenden kann man nicht verübeln, die ethische DNA seiner Partei schützen zu wollen.
Oppermann ist in seinem Job für die SPD-Fraktion zur Last geworden. Er kann seine Arbeit nicht mehr machen. In einer Großen Koalition sind die beiden Fraktionschefs die wichtigsten Leute. Sie brauchen Kredit im jeweils anderen Lager. Den hat Oppermann verspielt. Für einen Handschlag mit Oppermann wird die Union nicht mehr zu haben sein. Eine Koalition lebt von Interessen, aber mehr noch von Vertrauen.
Friedrich sagt, er habe seinen Job gemacht, als er Gabriel über den Ekel-Verdacht gegen Edathy informierte. Damit stellt er das Wohlergehen von Parteien über das Recht. Für einen ehemaligen Verfassungsminister schon ein starkes Stück.
Seehofer und die seinen tun, was sie vor allem können: Poltern. Eine CSU, die sich nicht aufregt, ist wie Ei ohne Dotter oder Champagner ohne Perlen: fad halt.
Merkel macht, was sich bewährt hat, sie regiert konsequent, aber nicht karnevalesk. Friedrich zwang sie zum Rücktritt (ein verdient Gemeuchelter mehr, der wievielte eigentlich?), Gabriel sprach sie ihr Vertrauen aus, womit sie ihre Regierung stabilisierte. Es war auch ein Merkel-typisches Machtsignal: Seht her, Gabriel braucht meinen Beistand und ich bin stark genug, ihn vor meinen Leuten zu schützen.