Meschede. .
Der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Deutschland ist von vielen Türkischstämmigen mit Interesse verfolgt worden. Dazu gehören Dr. Ahmet Arslan von der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Meschede und die Hagener CDU-Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf, die auf Fragen unserer Zeitung geantwortet haben.
Frage: Erdogan hat um mehr Unterstützung für einen EU-Beitritt der Türkei geworben. Kanzlerin Merkel habe ihm die kalte Schulter gezeigt, heißt es. Teilen Sie diese Ansicht?
Ahmet Arslan: Nein. Frau Merkel hat vorsichtig reagiert, nicht kühl - das Gespräch zwischen ihr und Herrn Erdogan war gewiss sehr gut und höchst diplomatisch geführt. Ich respektiere die Meinung der CDU/CSU in Bezug auf den EU-Beitritt der Türkei, aber die SPD als Partner in der großen Koalition vertritt eine andere Ansicht. Da gibt es noch Diskussionen in der Zukunft, die eventuell zu einer „privilegierten EU-Mitgliedschaft“ der Türkei führen könnten.
Haben Sie denn die Hoffnung, dass die Türkei der EU beitreten kann?
Arslan: In absehbarer Zeit nicht. Aber es gibt unüberhörbare Signale. EU-Kommissar Oettinger hat kürzlich gesagt, dass europäische Länder in spätestens zehn Jahren die Türkei auf Knien bitten werden, in die Gemeinschaft einzutreten.
War der Besuch Erdogans eine persönliche Wahlkampfveranstaltung?
Arslan: Nein. Er wollte der neuen Bundesregierung gratulieren und den Prozess zum Beitritt zur Europäischen Union, der schon mehr als zehn Jahre andauert, wieder in Schwung bringen. Was wir auf lokaler Ebene, hier in Meschede, Tag für Tag praktizieren – das Zusammenleben in einer Gemeinschaft – muss doch auch in einem großen Europa möglich sein.
Teilen Sie diese Einschätzung?
Cemile Giousouf: Die Rede von Erdogan war eine innenpolitische Wahlkampfrede. Fakt ist, dass viele Türkeistämmige diesen Auftritt mit Interesse verfolgen. Deswegen empfinde ich es als meine Aufgabe als deutsche Politikerin, auch Türkeistämmige stärker für unser Parteiensystem und die deutsche Politik zu gewinnen.