Berlin/München. .

Nach Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat auch Bundespräsident Joachim Gauck ein deutlich ausgeweitetes Engagement in der deutschen Außenpolitik gefordert. Die Bundesrepublik sollte sich als guter Partner früher, entschiedener und substanzieller einbringen“, sagte Gauck gestern zur Eröffnung der 50. Sicherheitskonferenz. Die Mehrheit der deutschen Bürger sieht das mit Blick auf die Bundeswehr anders: In zwei Umfragen sprachen sich fast zwei Drittel der Befragten gegen eine Ausweitung der Auslandseinsätze aus.

Dem neuen ZDF-Politbarometer zufolge lehnen 62 Prozent der Befragten die Anregung von der Leyens ab, Deutschland solle sich militärisch stärker an internationalen Kriseneinsätzen beteiligen. Auch im ARD-Deutschlandtrend fand sich mit 61 Prozent eine ähnlich deutliche Mehrheit dagegen.

Gauck kritisierte in München, dass die Politik in Deutschland jahrzehntelang mit dem Hinweis auf die NS-Vergangenheit die eigene, vor allem militärische Zurückhaltung begründet habe. Nun müsse erkannt werden, dass zur Verteidigung der von Deutschland vertretenen Werte eine aktivere Rolle nötig sei. Man dürfe nicht die Augen verschließen und „vor Bedrohungen fliehen“. Deutschland sei ein extrem globalisiertes Land und müsse deshalb den Erhalt einer „offenen Ordnung in der Welt“ als sein Kerninteresse definieren, mahnte der Präsident. „Aus all dem leitet sich Deutschlands wichtigstes außenpolitisches Interesse im 21. Jahrhundert ab: dieses Ordnungsgefüge, dieses System zu erhalten und zukunftsfähig zu machen“, sagte Gauck.

Bundesverteidigungsministerin von der Leyen schloss sich der Forderung Gaucks an: „Ich verstehe das Unbehagen der deutschen Bevölkerung vor militärischen Einsätzen vor dem Hintergrund unserer Geschichte“, sagte sie in München. Konflikte wie der in Syrien oder Libyen beträfen auch Deutschland. Abwarten, so die Ministerin, sei keine Option. Sie werde eine engere Zusammenarbeit der Streitkräfte in der EU vorantreiben.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vertritt die Meinung, Deutschland müsse sich international stärker einmischen, um bei der Lösung von Konflikten zu helfen. Einen Kampfeinsatz der Bundeswehr etwa in der Zentralafrikanischen Republik hat sie aber ebenso wie von der Leyen und Außenminister Frank-Walter Steinmeier abgelehnt.