Washington.. Eine Umfrage hat gezeigt, dass die US-Amerikaner ein überraschend positives Bild von Deutschland haben. Demnach glauben 60 Prozent der Befragten, dass Deutschland eine moderne und in die Zukunft orientierte Gesellschaft sei. Doch viele Amerikaner denken nicht, dass auch die Deutschen sie mögen.
Amerikaner hatten noch nie einen so positiven Gesamteindruck von Deutschland wie heute. Nach einer Umfrage der renommierten Denkfabrik CSIS in Washington gaben 59 Prozent der befragten Amerikanern der Bundesrepublik die Note „strong“: stark. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Dezember 2011, als die New Yorker Agentur Magid im Auftrag der Deutschen Botschaft zum letzten Mal die Frage stellte, was die Amerikaner von „good old Germany“ und den Deutschen denken.
Vor zehn Jahren, zu Zeiten des tiefen Zerwürfnisses zwischen Berlin und Washington wegen der deutschen Weigerung, am Irak-Krieg teilzunehmen, fanden nur 27 Prozent nette Worte für Deutschland. Seither ist der Wert Jahr für Jahr angestiegen. Und die Amerikaner schauen offenbar genauer hin als man denkt.
Wichtige Rolle für Berlin
60 Prozent glauben, dass Deutschland eine moderne und in die Zukunft orientierte Gesellschaft sei. 57 Prozent messen Berlin eine wichtige Rolle in der internationalen Politik zu. 47 Prozent finden, dass die Bundesrepublik Demokratie und Frieden in der Welt befördert. 43 Prozent glauben, dass Deutschland nach England und Kanada der wichtigste internationale Partner Amerikas ist. Jeder Zweite hält Deutschland für einen konstruktiven Stabilitätsanker in der EU. Ebenso viele sind der Ansicht, dass sich Deutschlands Führungsrolle in Europa in jüngster Vergangenheit gefestigt hat. Und dass kein Land besser geeignet ist, die Überschuldungskrise in der EU zu lösen – als Deutschland.
Bei soviel Lobgesang lohnt der zweite Blick auf das zuletzt durch die NSA-Geheimdienst-Affäre im Allgemeinen und den Lauschangriff auf das Mobiltelefon der Bundeskanzlerin im Besonderen eingetrübte deutsch-amerikanische Verhältnis. Und siehe da. Amerika fürchtet ein wenig den Liebesentzug. Nur noch 43 Prozent der Befragten glaubten zuletzt, dass die Deutschen die USA und die Amerikaner mögen. 2011 waren es noch 50 Prozent.
Deutschland – kein Thema für die Medien
Auch die von Politikern ritualhaft beförderte Annahme, das transatlantische Verhältnis sei trotz aller Reibereien grundsolide, hat gelitten. In der aktuellen Umfrage wollten das nur noch 42 Prozent der Befragten bejahen. 2011 waren es noch 50 Prozent.
Aber vielleicht würde ja Aufklärung helfen. Denn die Hälfte der Befragten würde gerne mehr über Deutschland erfahren, haben die Empiriker herausgefunden. Allein, die allermeisten US-Medien deckten diesen Bedarf nicht ab.