Essen/Hagen. .

Die Stadt Essen will neue Wege einschlagen, um der Trinkerszene in der Innenstadt besser Herr zu werden. Alkohol- und Drogenabhängige sollen mehrmals am Tag von der Stadt je eine Dose Bier erhalten und dafür das Umfeld, in dem sie sich aufhalten und wo sie meist auch ihren Müll hinterlassen, selbst reinigen. Diese Idee stellte Sozialdezernent Peter Renzel beim CDU-Stadtgespräch vor. Andere Städte, unter anderem Hagen, können sich mit den Plänen nicht anfreunden.

Die Essener Ziele sind klar: Diejenigen, die mitmachen, sind ein paar Stunden weg vom Treff und sie achten auch sonst darauf, dass es im Umfeld sauber bleibt. Auch trinken sie in dieser Zeit kontrolliert Alkohol – noch dazu Bier und nichts Hochprozentiges.

Abgeschaut hat sich Renzel die Idee in Amsterdam. Dort funktioniere das sehr gut, sagt er und stützt sich auf einen Erfahrungsbericht von Mitarbeitern der Suchthilfe Essen, die sich das Projekt in den den Niederlanden angesehen haben. Darin heißt es, dass sich die „Szeneansammlung in den umliegenden Parkanlagen deutlich reduziert hat. Und die Anwohner ihre hohe Zufriedenheit über die tägliche Säuberung des Quartiers betonen“. Renzel will über die Umsetzung demnächst mit dem Jobcenter und der Suchthilfe diskutieren.

Hintergrund all dieser Überlegungen sind massive Beschwerden von Geschäftsleuten in der Innenstadt, die über Müll, Fäkalien und Pöbeleien vor ihren Läden klagen.

Andere Städte beobachten den Essener Vorstoß mit Interesse. Dortmund versichert aber, dass es keine entsprechenden Pläne gebe. Allerdings steht dort der erst vor zwei Jahren eröffnete „Trinker-Raum“ auf der Kippe. Die Landes-Förderung für das „Café Berta“ laufe in Kürze aus, wie ein Stadt-Sprecher gegenüber dieser Zeitung erklärte.

Christian Schmidt, Sozialdezernent der Stadt Hagen, lehnt den Essener Vorstoß ab. Menschen auf öffentlichen Plätzen mit Alkohol zu versorgen, führe nur zu unkontrollierbaren Situationen. Die Bier-Ausgabe und die Folgen von Sozialarbeitern beobachten zu lassen, sei unmöglich. In Hagen gibt es vor allem im Bahnhofsbereich Probleme mit der Alkoholszene. „Ich halte viel vom Dortmunder Modell“, sagt Schmidt. Dort finde die Alkoholausgabe in einem überschaubaren Rahmen und mit einer „gewissen Selbstkontrolle“ der Betroffenen statt.