Düsseldorf.

Das ist mehr als ein Hilferuf. Sollte NRW in dem für Herbst 2014 geplanten KiBiz (Kinderbildungsgesetz) keine Änderung vornehmen, müsste „ein Drittel unserer finanziell geschwächten Kitas aufgeben“, warnte die zuständige Bereichsleiterin der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, Helga Siemens-Weibring. Die Kirchen beziffern ihre finanzielle Deckungslücke auf rund zehn Prozent der Ausgaben. Die evangelische Kirche verlangt deshalb eine einheitliche Finanzierungsregelung für alle Träger.

NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) forderte, „die Kirche im Dorf zu lassen“. NRW habe die Mittel für den Kita-Ausbau von 2010 bis heute auf zwei Milliarden Euro jährlich verdoppelt. Zudem würden viele Städte den Trägeranteil der kirchlichen Kitas teilweise übernehmen. So sind im Kreis Düren neue Gruppen ohne Trägeranteil eingerichtet worden. Im Kreis Recklinghausen gibt es Zuschüsse zum Trägeranteil, die Erzdiözese Köln finanziert in Kitas bestimmte Quoten katholischer Kinder. Die Kirchen entgegneten, dass Städte in Haushaltssicherung keine freiwilligen Leistungen übernehmen dürften.

SPD-Familienexperte Wolfgang Jörg und die Grünen-Expertin Andrea Asch kündigten weitere Gespräche mit den Kirchen an. Alle Beteiligten hätten aber gewusst, dass es bei diesem Reformschritt um die Steigerung der Qualität in Kitas gehe und nicht um die „grundsätzliche Veränderung der Finanzierungssystematik“, sagte Jörg.

Oberkirchenrat Eberl bemängelte aber, dass der staatliche Kostenbeitrag auf Basis der Kindpauschalen hinter der realen Kostensteigerung zurück bleibe. Während die Tarife für das Personal von 2008 bis 2013 um insgesamt 14,5 Prozent gestiegen seien, sei die Pauschale lediglich um 7,5 Prozent erhöht worden. Die Kirchen fürchten deshalb „schleichende Qualitätsabstriche“. Von den rund 9000 Kitas in NRW sind rund 18 Prozent in evangelischer Trägerschaft, 27 Prozent haben katholische Träger und 25 Prozent sind in öffentlicher Hand.

Die evangelischen Kirchengemeinden betreiben 657 Kita im Rheinland und 950 Kitas in Westfalen und Lippe. In den 2757 Gruppen werden fast 60 000 Kinder betreut. Würde das Land den Trägeranteil der Kirchen – wie gefordert – von zwölf auf neun Prozent absenken, müssten zusätzlich 45 Millionen Euro im Jahr finanziert werden. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die personelle Unterbesetzung in NRW-Kitas und verlangt eine Reduzierung der Gruppenstärke durch einen besseren Fachkraft-Schlüssel.