Dortmund/Berlin. .

Bahnkunden in Nordrhein-Westfalen müssen sich nach Karneval auf wochenlange Verspätungen, Umleitungen, Zugausfälle und veränderte Abfahrtzeiten gefasst machen. Grund ist die anstehende Sanierung der Kölner Hohenzollernbrücke, eine der meistbefahrenen Eisenbahnbrücken Deutschlands.

Mehr als 200 Züge täglich werden ab 7. März direkt betroffen sein, teilte die Bahn gestern mit, darunter die wichtigen ICE-Verbindungen Köln-Berlin und Dortmund-München – etwa jeder fünfte Zug, der bei Köln den Rhein überquert. Die Auswirkungen auf den Gesamtfahrplan der Bahn lassen sich schwer abschätzen. Auch einzelne Regional-Züge (etwa die RE1 Köln-Essen-Paderborn) fallen aus. Bei der S-Bahn wird es nach Bahnangaben keine Einschränkungen geben.

Das Nadelöhr zwischen dem Hauptbahnhof und der Station Messe/Deutz muss bis zum 7. April teilweise gesperrt werden, um insgesamt 2,5 Kilometer Gleise und Weichen zu erneuern. Elf Millionen Euro werden investiert.

Die Hohenzollern-Brücke ist aber nur eine der drängenden Großbaustellen der Bahn. 1400 Brücken sind bundesweit in so kritischem Zustand, dass sofort saniert werden muss. Hunderte von Stellwerken stammten noch aus der Zeit von Kaiser Wilhelm, heißt es bei dem Staatsunternehmen, das einen „Investitionsstau bei Gleisen, Weichen und Stellwerken von über 30 Milliarden Euro“ beklagt.

Ohne „Hilfe vom Eigentümer“ aus dem Bundeshaushalt, die Bahnchef Rüdiger Grube allein für den Erhalt der heutigen Substanz auf eine zusätzliche Milliarde Euro pro Jahr beziffert, drohe sogar eine Ausdünnung des Streckennetzes, sagt der Vorstandsvorsitzende. Dabei lobt er: Die Ankündigungen im Koalitionsvertrag zur Bahnfinanzierung „berücksichtigen den Verkehrsträger Schiene stärker als jedes Regierungspapier zuvor“. Wichtig sei nur, dass die Versprechen gehalten würden.

Grube hat vor zusätzlichen finanziellen Belastungen des Staatsbetriebs gewarnt, die durch EU-Druck entstünden. Brüssel fordert, dass auch die Bahn die Umlage für die erneuerbaren Energien voll zahlen muss und nicht von der Zahlungspflicht ausgenommen bleibt. Dies kann das Unternehmen bis zu einer halben Milliarde Euro jährlich kosten, fürchten Experten – und auch zu Tariferhöhungen führen, sagt Grube.