Washington. Kiffen ist laut US-Präsident Barack Obama nicht gefährlicher als das Trinken von Alkohol. Das sagte er in einem Interview. Doch der Aufschrei blieb aus. Seinen eigenen Töchtern rät der Präsident im Nachsatz aber vom Kiffen ab. Zudem äußerte er sich skeptisch gegenüber einer flächendeckenden Freigabe.

Für Rainer Thomasius gehören sie laut „Hamburger Abendblatt“ zu den größten Störfaktoren in der Debatte um die Legalisierung von so genannten weichen Drogen wie Marihuana: „Politiker, die in den 70er Jahren selbst gekifft haben und nicht verstehen, wie gefährlich heute der Konsum für junge Menschen sein kann.“ Seit gestern dürfte der ärztliche Leiter des Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) in der Hansestadt ein neues Feindbild haben.

US-Präsident Barack Obama hat in einem Interview mit dem Magazin „New Yorker“ gesagt, dass er Marihuana nicht für gefährlicher als Alkohol hält. Die Schlagzeile sorgte gestern in den USA für Gesprächsstoff. Dass der Präsident im Nachsatz seinen eigenen Töchtern vom Kiffen abriet („Zeitverschwendung und obendrein nicht sehr gesund“) und seine Skepsis gegenüber einer flächendeckenden Freigabe ausdrückte, fiel dabei fast hinten runter.

60 Prozent der US-Bürger für Legalisierung von Marihuana

Bis auf wenige Vertreter auf der politisch-religiösen Rechten blieb der Aufschrei jedoch aus, den in Deutschland mutmaßlich eine ähnlich Äußerung durch Bundeskanzlerin Merkel erzeugt hätte. Die Gründe liegen nicht nur in Obamas hinlänglich ausgeleuchtetem Marihuana-Konsum als junger Mann auf Hawaii. Sondern an einem Zeitenwechsel, den einige Medien bereits als historisch bezeichnen.

Nach letzten Meinungsumfragen sprechen sich heute rund 60 Prozent der US-Bürger für eine Legalisierung von Marihuana aus. Im Pionier-Bundesstaat Colorado sind seit Monatsanfang unter hohen Auflagen Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabisprodukten legal. Weitere Regionen, Washington State und Kalifornien, werden voraussichtlich folgen.

Renommierte Politiker wie der frühere Außenminister George P. Schultz, Ex-Fed-Chef Paul Volcker oder Börsen-Guru George Soros verstärken den Druck auf den Kongress. Sie fordern unter anderem eine Entkriminalisierung von Haschisch-Konsumenten. Derzeit sind die Gefängnisse voll von vorzugsweise jungen Schwarzen oder Latinos, die wegen ein paar Joints eingesperrt wurden. Obama sieht hier eine Ungleichbehandlung. „Kinder aus der Mittelschicht werden nicht wegen Haschischrauchens eingesperrt, arme Kinder aber schon.“